Svandis Dóra und Sigtryggur Magnason Foto: Uwe RoßnerIsland ist im Herbst das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Das Netzwerk der Literaturhäuser, Arte und das Literaturzentrum Vorpommern am 8. Juni 2011 den angesetzten Tag der isländischen Poesie im Koeppenhaus ausklingen.

Es gab viele Geschenke: Lyrikvideos, szenische Lesungen, Rezitation, Liedvertonungen und am Ende einen im Sommer erscheinenden Lyrikband, der erstmals hierzulande die lange und reiche Dichtertradition Islands vorstellt, für den Weg nach Hause. In den überraschenden Genuss dieses literarischen Länderschwerpunktes kam Greifswald nur, weil das Literaturhaus München die geplante Veranstaltung absagen musste und eine Anfrage an das Literaturzentrum Vorpommern ging.

„Lyrik ist für uns eine äußerst wichtige Kunst“, äußerte die Schauspielerin Svandis Dóra auf die Frage, warum Island auf dem Gebiet der Dichtung so hochproduktiv sei. Bildende oder andere Künste konnten sich auf der Atlantikinsel mit heute über 300.000 Einwohnern erst sehr spät entwickeln. Ein Grund sei die lange Armut des Landes gewesen. Der Dichter Sigtryggur Magnason sieht das Schreiben existenzieller: „Die Dichtung ist etwas, um den Tod zu überwinden und ewig zu leben.“ Aus seiner Sicht werde viel mehr verfasst als gelesen. Selbst innerhalb der Familie werden Verse an die nächste Generation weitergereicht. Für die Schublade, für Wettbewerbe und für Festtage entstünden diese außerdem.

Stand Sigtryggur Magnasons eigenes Schaffen im ersten Teil des Abends im Fokus, so erhielten die Gäste im gut besuchten Lesesaal danach einen Querschnitt in den isländischen Lyrikschatz ausgehend von der aus dem Mittelalter stammenden Weissagung einer Seherin bis hin zu zeitgenössischen Tönen. Hinsichtlich letzterem kann selbst ein Supermarkt ein Ideenlieferant sein. Andri Snaer Magnason brachte 1996 den Band „Bónusgedichte“ heraus, der Dantes Göttliche Komödie in eine bunte Einkaufswelt verpackt. „All die Gedichte“, schlug der Schauspieler Christian Holm vor, der einfühlsam die Übersetzungen des Abends vortrug. Zwei Namen fehlten nicht: der Literaturnobelpreisträger Halldór Laxness und Sjón, der beim diesjährigen 20. Nordische Klang in der Stadtbibliothek Hans Fallada seinen zweiten Roman „Das Gleissen der Nacht“ vorstellte.