Jedesmal, wenn jemand über die Indie-Szene in Indien spricht, beginnt man mit dem Bollywood-bashing, und endet damit, dass niemand „originale“ Musik schätzt oder unterstützt. Oder man regt sich auf, dass es zu viele „Pseudo-Rock“-Typen gibt. Dann beschweren sie sich über den Mangel an Auftrittsorten und dann analysiert man die Daten von Online-Downloads und den Charts bei Reverbnation, MySpace und Facebook falsch. Ich habe so viele Artikel gelesen, die herumgeschickt werden. Und ehrlich gesagt, kann ich das nicht mehr ertragen.
Ich will als ein Indie Musiker nicht versuchen zu zeigen, wie zerbrechlich wir sind, oder behaupten, dass es für uns keine Hoffnung gibt. (Ich brauche sie am meisten.) Das erste, was wir tun müssen, ist klar zu analysieren, was los ist, und wir müssen die Mechanismen verwenden, die die Biggies / Baddies (meint: die große/böse Musikindustrie – Anmerkung NN) hat. In der Tat kommt es darauf an, Marketing-Techniken, Kapitaleinsatz und andere Faktoren zu vergleichen. Denn auch die hochgeschätzten Rocker verhalten sich nicht anders. Letzten Endes könnten Bollywood und Iron Maiden sich gleichen.
Wir müssen uns fragen, ob die am laufenden Band veröffentlichte Musik wirklich internationalen Standards genügt. Sind wir abgehoben oder zu sehr Avantgarde um nicht mitzubekommen, dass etwas falsch läuft?
Wenn ihr versuchen wollt, vergleichbar zu sein zu denen im Bereich der (Musik-)Industrie, dann verhaltet euch wie sie und vergleicht dann. Wir sind wie Kinder, die heulen, weil ihnen ein Schläger ihren Lutscher weggenommen hat. Das ist unfair, aber zur Hölle: wenn es passier, dann kann man sich die Augen ausweinen oder man ruft Hundert seiner Freunde an und zeigt es dem Schläger. Aber wir haben offensichtlich nicht das Zeug dazu, weil wir uns von ihnen schon zu sehr abgesondert haben.Gibt es eine Indie-Szene? Antwort: – Es gibt sie, klar doch! Ansonsten würdest Du das nicht lesen.
Wenn Sie in die Statistiken ansehen, können wir voller Stolz sagen, dass Indie Industrie weniger als 3% des Musikmarktes ausmacht. Warum, fragen Sie?
Ich will jetzt hier nicht behaupten, dass die Bands beschissene oder brillante Musik machen. Aber was wir am laufenden Band produzieren, fällt insgesamt unter das Label „nicht gut“. Versuch das mal für eine Woche: Hören Sie in der Zeit nur eine einzige indische Band und notieren Sie die Gefühle, die sie dabei haben. Letztlich wird diese Aufgabe unmöglich zu erfüllen sein, weil man schließlich doch etwas anderes hört. Wenn sie es probieren, wissen sie, wovon ich rede.
Die Grundlagen der meisten Bands sind schlicht falsch. Ich kenne nicht weniger als fünf, die es wirklich richtig machen. (Weniger als 5, genau! Die Bands selbst wissen das nicht, weil sie entweder selbstgefällig sind, weil sie sich zu geringe Maßstäbe setzen oder zu sehr von sich eingenommen sind.)
Wichtig ist auf jeden Fall, dass man gute Musik macht, live eine gute Performance hinlegt (ohne große Mätzchen), sich im Business auskennt und natürlich nicht abhebt. Es reicht nicht, wenn man lediglich die größte Band in Coimbatore ist. Auf Details will ich hier nicht eingehen, vielleicht im nächsten Artikel.
Die Lösung für das Problem liegt nicht darin, mehr und bessere Musik zu veröffentlichen, oder darin, dass immer mehr Leute Geld für Musik ausgeben und unbewußt der Meinung sind, es wäre für einen wohltätigen Zweck und nicht weil ihnen die Musik wirklich gefällt. Nötig sind Musiker, die ihre Musik ernst nehmen. Menschen, die bereit sind, sich völlig dafür einzusetzen, die einfach nur gute Musik machen.
Jetzt geht und beklagt euch über die beschissene Musik im Web. Wir haben hier eine Bringschuld. Kommt drüber weg und versucht was Neues. Und, liebe Künstler: Macht eure Hausaufgaben!