Das Label Chess Records aus Chicago gehört zweifelsohne zu den wichtigsten der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Stars wie Muddy Waters, Howlin Wolf oder Chuck Berry bieten genug Stoff für zahlreiche spannende Filme. In "Cadillac Records" (2009) spielen sie allerdings eher eine Nebenrolle – zu Gunsten der Musik.
Es ist immer wieder eine Frage, in wie weit man zum Zwecke von Dramaturgie und/oder Kassentauglichkeit historische Fakten im Film verbiegen oder vernachlässigen kann. Regisseurin Drnell Martin hat sich für ihren Streifen über Chess Records eine Menge künstlerischer Freiheiten genommen. Doch dies tut ihrem Film nicht wirklich gut.
Cadillac Records versucht sich einzureihen in eine Serie, mit denen Hollywood in den letzten Jahren die Geschichte der Popmusik Amerikas filmisch nacherzählen wollte. Streifen wie "Ray" oder "I Walk The Line" mögen nicht bei allen Kritikern angekommen sein. Doch die Filme haben gerade jungen Zuschauern oft erstmals die großartige Musik von Johnny Cash und Ray Charles wirklich nahe gebracht. Und schon allein deshalb sind sie wichtig. Eine ähnliche Geschichte über den Blues von Chicago und die Geburt des Rock 'n' Roll zu erzählen, liegt da nahe. Und so ist Chess Records eigentlich eine gute Themenwahl. Doch erzählt Martin zu viele Geschichten von zu vielen Musikern, als das ein wirklich lebendiges Bild mit echten Menschen entstehen könnte. Muddy Waters, Howlin Wolf, Little Walter, Chuck Berry – warum diese Typen so agieren, wie sie das im Film machen, wird nicht wirklich erzählt. Und auch das zwiespältige Verhältnis zwischen den Brüdern Chess (hier hat die Regisseurin den ebenso wichtigen Bruder von Leonard einfach rausgestrichen) zu ihren Musikern wird nicht wirklich erklärt.
Und dennoch ist Cadillac Records kein wirklich schlechter Film. Das liegt daran, dass im mittelpunkt immer die Musik steht. Die Aufnahmen von Muddy, Wolf, Walter, der Rock 'n' Roll von Chuck Berry und zum Schluß der Soulblues von Etta James (für den Film von Beyonce neu gesungen – und das nicht mal schlecht) – dafür hält man gerne die 99 Minuten des Filmes durch. Und danach sucht man sich ein Buch, um die Geschichte von Chess ebenso nachzulesen wie die Biografien dieser Giganten des Blues.