Cognac Blues Passions ist mit Leichtigkeit eine der wichtigsten jährlichen Bluesveranstaltungen in Frankreich. Viele meinen, es sei das wichtigste Event des Landes. Dieses Jahr wurde die 22. Auflage des Festivals in Jarnac mit einem mitreißenden Konzert des tollen jungen Bluesman Selwyn Birchwood und seiner Band aus den USA eröffnet.
Text: Iain Patience, Fotos: Janet Patience
Birchwood hat 2013 so ziemlich alles bei der International Blues Challenge in Memphis abgeräumt, als er den Albert Collins Award für Gitarristen ebenso einsackte wie den Preis für seine Band im Wettbewerb. Er stammt aus Florida, der Heimat der verstorbenen Legende Arthur Black. Aber die letzten paar Jahre hat er ziemlich ohne Unterbrechung auf Tour in den USA und Europa verbracht, wo die Läden ebenso wie auch sein Ruf jedes Mal immer größer wurden. Eingeführt in die Musik und unterrichtet wurde er von Sonny Rhodes. Und jetzt erntet er die Vorteile seines anwachsenden Rufs, einen coolen, modernen Blues zu spielen unter anderem mit einem tollen Plattenvertrag mit Alligator Records in Chicago.
Er bestätigt, dass sich die Dinge für ihn sehr schnell verändert haben seit dem Erfolg bei der IBC und er genießt deutlich jede Minute, die er auf Tour ist, besonders seit er größere Festivals und vor mehr Publikum spielt. Sein Eröffnungsset beim Cocgnac brachte ihm viele neue Fans ein mit einer Mischung als Blues-Standards und Stücken seines hochgelobten aktuellen Albums „Don‘t Call No Ambulance“. Wie immer griff er zum Schluss des Gigs zu seiner kleinen Lap-Slide-Gitarre – zumindest für mich der beste Teil der Show.
Birchwoods flammender Darbietung folgte die tolle kanadische Sängerin Shakura S‘Aida. Eine echte Lady mit einer bemerkenswerten Stimme, brachte sie ihr Programm vor einem ständig wachsenden Publikum zu gehör. Ihr glitzernder Glamour-Look lockte die Leute ebenso an wie ihre rauchig-jazzig-soulige Bluesstimme den Platz zum Kochen brachte. Der stürmische Applaus nach ihrem einstündigen Auftritt war mehr als verdient.
Zum Schluss der ersten Nacht betrat eines der echten Schwergewichte der amerikanischen Szene die Bühne und zeigte allen, wofür Jahre der Erfahrung gut sind. Otis Clay mag ja inzwischen schon in den 70ern sein, seine Stimma aber ist dynamisch, kraftvoll und reinster Samt für die Seele. Begleitet von einer einfach tollen zehnköpfigen Band mit Bläsern, Gitarre, zwei Keyboards, Schlagzeug – gespielt von Rodd Bland, dem Sohn des verstorbenen Bobby Blue Bland (ein Mann, von dem Clay mir gegenüber scherzhaft bemerkte, er sei im Tourbus zur Welt gekommen), Bass und dem selten zu sehenden Chor von drei Blues/Soul-Ladies war Clay einfach fantastisch. Er zeigte schlicht und einfach, dass Qualität von Erfahrung und der Leidenschaft für die Musik kommt.
Es war einfach passend, dass sein Auftritt mit neuen und altbekannten Soul- und Bluesnummern den Abend beschloss. Als Zugabe brachte er das mittlerweile riesige Publikum dazu, gemeinsam den Gospel „Amen“ zu singen, der nahtlos in Steve Croppers Klassiker „Dock of The Bay“ überging, damals ein Welthit für einen anderen Otis und der perfekte Abschluss für eine Nacht voller großartiger Musik.