Ein 13minütiges Blues-Rock-Instrumental? 1966 beim Album East-West wurde der Titelsong als Meilenstein des Acid-Rock gefeiert. Mit dem Album erweiterte die Paul Butterfield Blues Band ihren musikalischen Fokus nach Indien.

Für die „normalen“ Blues-Fans war das 1966 erschienene Album „East-West“ eine Herausforderung. Der klassische Blues, den man auch hier zu hören bekam (Robert Johnsons „Walkin‘ Blues“ oder Muddy Waters‘ „Two Trains Running“) wurde hier durch Ausflüge in den Jazz und die Weltmusik indischer Prägung erweitert. Da spielt die Band um den Harpvirtuosen Butterfield und die Gitarristen Mike Bloomfield und Elvin Bishop den „Worksong“ (Nat Adderly), einen aus dem Hardbop stammenden Jazzsong als lange Improvisation mit großartigen Soloeinlagen. Und der Titelsong „East – West“ nimmt gar die Raga-Struktur der indischen Musik auf, die hier auf die Besetzung der Bluesrockband übertragen wird. Da gibt es kein 12-Takte-3-Akkorde-Spiel mehr, sondern frei fließende Rhythmen und lange Melodielinien von den Gitarren und der Bluesharp.

Was bei ähnlich gelagerten Fusions-Experimenten etwa bei „Bare Wires“ von John Mayall noch reichlich gewöhnungsbedürftig anmutet, ist bei Bloomfield, Bishop und Butterfield ein wirklich geschlossen wirkendes Werk, das einen auf eine innere Reise mitnehmen kann, wie es das Ziel der indischen Musik ist. Heute wird East-West daher allgemein als ein Schlüsselwerk des West-Küsten-Acid Rock angesehen.

Nachdem die Band mit diesem Album ihren ersten künstlerischen Höhepunkt erreicht hatte, stieg Gitarrist Bloomfield aus, um mit „Electric Flag“ seine Vision von einer „Great American Music“ zu verwirklichen. Elvin Bishop übernahm daraufhin die Leadgitarre. Als nächstes Album erschien 1967 The Resurrection of Pigboy Crabshaw – und die Butterfield Blues Band orientierte sich musikalisch mehr in Richtung Rhythm & Blues und heuerte eine Bläsersection an.