Bluesman Brian Kramer, geboren in Brooklyn und wohnhaft in Stockholm scheint ein ziemlich talentierter Mensch zu sein. In einem wahrscheinlich noch nie dagewesenen Schachzug, hat sich Kramer auf ein Gebiet vorgewagt, wo sich nur wenige bisher hin gewagt haben: Zeitgleich hat er seinen ersten Roman „Out Of The Blues“ und eine neue CD „Full Circle“ veröffentlicht.

Blues als Album und Roman

Vorgestellt hat er beides in seinem eigentlichen Revier in der schwedischen Hauptstadt, dem „Stampen“, einem Blues/Jazz-Laden, wo der Mann oft zu sehen ist, wenn er Jam-Sessions leitet oder vom Blues inspirierte Parties anheizt. Der Roman wurde veröffentlicht bei Bullet Point Publishing unter seinem vollen Namen Brian D. Kramer.

In Skandinavien, einer mittlerweile führenden Region für Kriminalromane, passt „Out Of The Blue“ prima ins Genre mit dem hinzugefügten Dreh mit der Bluesmusik und einer veschlungenen Handlung. Er ist ein Autor, der das Business von außen und innen total kennt. Aber wenn man meinte, das Buch sei ein Kriminalroman, würde Kramer Unrecht tun: Es ist der faszinierende Blick eines Insiders in die Welt der Berufsmusiker und die täglichen Herausforderungen und Sorgen, die allzuleicht den unermüdlichen Spieler bedrängen könnnen.

Das Album hat das gleiche Thema wie das Buch, und Texte der Songs tauchen immer wieder auf den Seiten des Buches auf. Es ist eine interessante Idee, die Kramer mit scheinbarer Leichtigkeit vorträgt. Jeder, der schon mal Gitarre gespielt hat als Berufsmusiker oder als Sideman wird sich mit der Hauptfigur, einem New Yorker von Kopf bis Fuß, seinem Leben und seinen Problemen identifizieren. Der starke Hauch biographischer Details pulsiert im Herzen des Buches. Und da gehört auch der wehmütige Song „Going Back To Brooklyn“ hinzu.

„Full Circle“, die das Buch begleitende CD-Verffentlichung, ist ein ausgezeichnetes kleines Album. Thematisch geht es um Kramers Vierteljahrhundert als Berufsmusiker und seine New Yorker Wurzeln. Mich spricht das an: sowohl der entspannte Rhythmus als auch die Einflüsse aus Ragtime oder auch Kramers sensibles Picking auf seinen geliebten Resonator-Gitarren. Auch sein elektrisches Spiel wird gemeinsam mit ein paar feinen Begleitmusikern gezeigt. Zu denen gehört Gitarrist Chuck Anthony, Mats Quartfordt an der Bluesharp, Bert Deivert (noch so ein Amerikaner, der in Schweden lebt) an der Steel Mandolin und ein paar beseelte Background-Sängerinnen: Maria Blom, Isabella Lundgren und Fanny Holm. Zeitweise erinnert der Groove mit seinen trügerisch entspannten Melodien und den cleveren Texten hier an den verstorbenen JJ Cale.

Man könnte ja meinen, dass Kramer, der viele Jahre lang im Studio und auf Tour für Eric Bibb die Begleitgitarre gespielt hat und auch mit Junior Wells, Larry Johnson und Taj Mahal gearbeitet hat, nach dem Schreiben dieses höchst lesenswerten Romans unter einer Schreibblockade gelitten habe. Doch das ist eine falsche Annahme: Er hat auch all die Stücke auf der soliden CD geschrieben.