In den letzten Jahren hat der Hannibal-Verlag eine Reihe inzwischen als historisch anzusehender Bücher zur Geschichte der Beatles erstmals auf deutsch veröffentlicht. Fortgesetzt wird dies jetzt mit der ursprünglich 1964 geschriebenen Autobiografie von Brian Epstein.
 

Wer das Prädikat „der 5. Beatle“ eigentlich verdient hat, ist eine müßige Frage. Sicher allerdings ist, dass Manager Brian Epstein maßgeblich am Erfolg der Beatles beteiligt war und die Band bis zum Auftreten hin geprägt hat, nachdem sie von ihrem ersten Aufenthalt im Hamburger Star Club nach Liverpool zurück gekommen waren.

Brian Epstein, gerne wäre er Modedesigner geworden, wandelte sich innerhalb kurzer Zeit von einem erfolgreichen Möbel- und noch erfolgreicheren Plattenhändler zu einem der einflussreichsten Manager der damaligen britischen Popszene. Und auf dem Höhepunkt nicht nur der Karriere der Beatles, sondern auch auf dem seiner eigenen Karriere, schrieb er 1964 gemeinsam mit dem Journalisten „A Cellarful of Noise“.

Für Fans und Musikhistoriker finden sich in dieser kleinen Autobiografie zahlreiche Details zur Geschichte der Beatles, teilweise andere Blickweisen, als sie etwa George Martin in seiner Autobiografie aufschrieb. Schon wie er auf Grund des Interesses von Jugendlichen an der in Deutschland aufgenommenen Single „My Bonnie“ von Tony Sheridan und den Beatles erstmals auf die Band aufmerksam wurde, lohnt die Lektüre. Auch die Auseinandersetzuungen zwischen Band und Fans im Zusammenhang mit dem Wechsel des Schlagzeugerpostens von Pete Best zu Ringo Starr ist so eine kleine fein geschilderte Beobachtung, die sonst häufig in der Geschichtsschreibung unter geht.

Und es finden sich lebendige Schilderungen über die Anfangszeit der Beat-Musik in Liverpool, von Clubs und Fans. Aber es sind vor allem Epsteins Erinnerungen an die weltweite Beatlemania, die hier herausragen: Von den Auftritten bei Ed Sullivan über das Verhalten von wohl situierten „Fans“ bei Botschaftsempfängen in aller Welt bis hin zur Organisation von Reisen oder den Versuchen, unverletzt zu Auftritten zu gelangen, wird hier ein Phänomen von der Innenseite her geschildert, was man als Spätgeborener heute kaum nachvollziehen kann.

Was für mich ein wenig zu kurz kommt, ist Epsteins Arbeit mit anderen Künstlern wie Gerry & The Pacemakers, Cilla Black oder Billy J. Kramer & The Dakotas. Hier setzt Epstein das Wissen der Zeitgenossen voraus, was man heute einfach nicht mehr so parat hat.

Komplett fehlt natürlich das tragische Ende Epsteins drei Jahre nach Erscheinen des Buchs. Hinweise Lustlosigkeit an der Arbeit mit den Beatles und den beginnenden Drogenkonsum kommen nicht vor. Aber dafür gibt es ja bergeweise andere Literatur, die sich damit auseinander setzt.

Brian Epstein – Der fünfte Beatle erzählt. Die Autobiografie
Aus dem Englischen übersetzt von Kirsten Borchardt
Hannibal-Verlag 2014
Hardcover 160 Seiten
ISBN: 978-3854454618
€ 19,99