Die anderen Bands der Frühzeit wie die Puhdys oder Stern Meißen hatten sich dem System angepasst. Damit spielten sie im Radio und in den großen Hallen. Doch auf den Dörfern und in der Provinz spielten sie keine Rolle. Hier begann das Reich des Bluesers. Und damit das Reich der unangepassten und ehrlichen Musik. Und der ebensolchen Fans.
"Macht keen Quatsch, pinkelt nich inne Grünanlachen hindaher, böbelt nich rum und macht keen Grach. Ich will keen ärja midde Schutzorgane!"
konnte ein Kneiper im sächsischen Auerbach ein Konzert einleiten. Die Läden in Mülsen St. Niklas, Ebersbach oder wie die Dörfer auch hießen, waren voll. Die Behörden waren dagegen. Die ganze Szene passte ihr nicht: Langharige "Gammler", die jedes Wochenende quer durch die DDR trampten, um bei den Konzerten ihrer Helden zu sein und gewaltige Mengen Alkohol zu vernichten. Und Bands, die oftmals genauso aussahen und lebten wie ihre Fans.
Mitte der 70er Jahre bildeten sich in Sachsen, Thüringen und in Berlin Zentren der Bluesmusik. Vorher gab es schon (und zwar seit 68) in Leipzig Mama Basuto, die sich anfangs an Muddy Waters, Willie Dixon John Mayall und Van Morrison orientierten. Den eigentlichen Start bildete aber das Jahr 1975. Damals wurde die Gruppe Vaih Hu in Berlin in kurzer Zeit zum Lieblingsact im Studentenklub der Humboldt-Universität. In der Band begann Stefan Diestelmann seine Musikkarriere. 1975 wurden auch Engerling (Berlin) und Zenit (Rostock) gegründet. In Thüringen war schon paar Jahre länger Jürgen Kerth mit seiner Musik unterwegs.
Berlin und der Süden, auch musikalisch waren das verschiedene Zentren. Die Berliner spielten eher harten Bluesrock oder brachten eine eigene deutsche Note mit ein. Im Süden war man eher am schwarzen Blues, der in Jazz und Soul wanderte, interessiert.