CoverEine warme Stimme, die aber kraftvoll zupacken kann, eine Gitarre, die ganz in der Tradition des Chicago-Blues der 60er steht. Und dazu Songs, die einem verblüffenderweise klarmachen, dass Marquise Knox aus St. Louis eben noch nicht alt sondern grad mal 21 ist. "Here I Am" ist für die Redaktion mehr als eine Empfehlung wert.

Letztens brach im Forum eines von mir geliebten Musikmagazins eine mehr als absurde Debatte in der Blues-Ecke aus. Da kam doch so ein Jungspund, und wollte den alten Hasen klarmachen, dass dass was sie für Blues halten völlig irrelevant wäre. Viel wichtiger seien Musiker wie Joe Bonamassa oder andere Bluesrocker. Was dann ausbrach, kann man nur verschämt-verbrämt als "shitstorm" bezeichnen. Wenn man über was schreibt, dann sollte man nicht nur jung, sondern man sollte auch sachkundig sein.

"Can A Young Man Play The Blues?" fragt Marquise Knox programmatisch auf seinem im Sommer 2011 erschienenen Album "Here I Am". Und ganz selbstbewußt gibt er mit den zwölf Liedern auf der CD die Antwort: Er zumindestens kann das – und zwar hervorragend. Und er beweist damit mal wieder, dass Blues eben nicht bloß Musik alter Säcke ist oder ansonsten Bluesrock. Und dass Blues auch keiner Auffrischung durch Hiphop oder ähnlicher Gimmicks bedarf, wenn die Songs wirklich ehrliche Geschichten erzählen und nicht immer wieder bloß das zum Klischee geronnene "woke up this morning" wiederholen.

"Hier bin ich – und mache was ich am besten kann" singt er im Titelsong. "Here I Am" ist Knox' drittes Album – und spätestens damit müsste er jeglichen Ruf eines Wunderkindes abstreifen können, dem man ihm etwa beim preisgekrönten Vorgänger "Man Child" noch hier und da anhängen wollte. Denn hier hat einer zwar die Geschichte des Blues mit der Muttermilch aufgesogen. Doch mittlerweile ist es müßig, die einzelnen Quellen etwa seines Gitarrentons abzuleiten. Klar klingt Albert King durch. Und natürlich auch Muddy Waters, aus dessen Repertoire die drei nicht selbstverfassten Stücke der Scheibe stammen.

Aber es sind gerade die eigenen Songs, die mich besonders packen. Wenn er etwa in "America's Blues" die Legende vom "land of the free" hinterfragt: "America's so beautiful, they tell me this here's the land of the free. But it's getting' so bad a man can't hardly feed his family." Das ist Blues, wie er heute gebraucht wird: politisch aufmerksam, frisch und gleichzeitig tief den Traditionen verpflichtet.

PS.: Vielen Dank dem anonymen Kommentator unserer Umfrage zu den Platten des Jahres, der mich auf Knox und sein Album hinwies.