Es war wechselhaft, wie die DDR mit dem Blues umging. Memphis Slim hat einmal bei einer Tour gesagt, es gäbe zwei Länder, in der der Blues eine Heimat habe: die USA und die DDR. Direkt nach dem Krieg war er ebenso verpönt wie der Jazz, der als Beispiel kapitalistischer Unkultur galt. Dann wieder wurde zumindest der New-Orleans-Jazz offziell als Musik der farbigen Unterdrückten anerkannt. Und ebenso auch der Blues als Volksmusik der Entrechteten. In der Zwischenzeit war vor allem in fast konspirativen Jazzclubs neben Swingplatten auch die eine oder andere Bluesscheibe ins Land gekommen. Fans trafen sich zu Schallplattenvorträgen, wie sie etwa der spätere Jugendpfarrer Theo Lehmann hielt, der seine Kenntnisse schon in den 60ern im ersten Blues-Buch der DDR niederschrieb. Und als die Animals mit „House of the rising Sun" ihren größten Hit hatten, tauchte im gleichen Jahr unter dem Pseudonym Clemens Kerber eine deutsche Version auf. Sänger war der Jazzer und Schauspieler Manfred Krug, der in seinen Konzerten mit den Jazz-Optimisten auch andere Blues zum Besten gab. Das war 1964. In dem Jahr gastierte auch das American Folk Blues Festival erstmals in der DDR.
Doch wie im Westen Europas waren es nicht die ernsthaften Jazz-Fans, die Lippmann und Rau eigentlich erreichen wollten, sondern die Beat und Rockfans. Erstmals konnten sie jetzt auch in der DDR Willie Dixon und Howlin Wolf hören. Und damit wurde die Musikentwicklung in der DDR deutlich verändert. Auch wenn es bis zur Herausbildung einer eigenen Blues-Szene noch eine Weile dauerte.

Die ersten Jahre der DDR-Rock und Beatmusik waren ein ständiger Kampf zwischen der Obrigkeit, den Musikern und den Fans. Lange Haare waren ebenso verpönt wie amerikanische und englische Texte. Und dass Jugendliche lieber zur Musik von Beatles, Stones und Animals tanzten, statt zum volkseigenen Schlager, war auch nicht recht. Wenn selbst bei so weichgespülten Truppen wie der Theo Schumann Combo die Frauen beim Tanz ihre Röcke hoben, dann konnte das nicht gut sein für die sozialistische Moral. Verbote, Neugründungen, neue Verbote wechselten sich ab. Die "echten" Konzerte fanden nicht in den großen Städten sondern in kleinen Dorfgasthäusern statt, die im Privatbesitz waren. 1965 kam es in Leipzig sogar zu einer Demonstration für Beatmusik, die von der Polizei gewaltsam aufgelöst wurde. Aufgelöst worden waren damals die Butlers. Nachfolgegruppe war Renft, erst "Schweine-Renft" später dann wegen ihrer Karriere im DDR-System "Roter Renft" genannt. "Cäsars Blues" bleibt als einer der besten Titel dieser Rockband in Erinnerung. 1975 war für Renft trotz der zeitweiligen Anerkennung die Zeit vorbei. Es folgten Auflösung der Band und Ausreise einiger Musiker. Cäsar landete bei Karussell und spielte dort auch ab und zu wieder einen Blues.