Zwei Alben waren zu promoten. Und damit gab es auch Blues aus zwei Regionen am 6. August im St. Spiritus zu Greifswald beim Konzert des Thomas Stelzer Trios mit Bernd Kleinow.
Es ist erstaunlich, wie weit außerhalb des Blickwinkels westdeutscher Blueshörer noch immer Musiker aus dem Osten sind. Dass jemand wie Bernd Kleinow nicht längst der Star an der Bluesharp ist, der er sein müsste, könnte einen schon gewaltig ärgern. Schön aber, dass er nun endlich nach langen Jahren mal selbst ein Album auf den Markt gebracht hat. Und großartig, wie er das im Trio mit Thomas Stelzer und Schlagzeuger Christoph Dehne auf die Bühne gebracht hat. Denn eigentlich kennt man ihn ja immer nur als den bescheidenen Typen, der irgendwo am Rande steht und im richtigen Moment der Band mit seiner Harp Feuer unter dem Hintern macht. Jetzt zeigte er, dass er sich quer durch die Geschichte der Bluesharp mittlerweile sämtliche Stile zu eigen gemacht hat: Da grummelt die Harp wie beim alten Sonnyboy Williamson II in Bye Bye Bird oder „The Sky Is Crying“, brausen die Riffs wie seinerzeit bei Sonny Terry. Dann wieder klingt sie nach Country und Prairie, wenn es dem Titel angemessen ist. Zuweilen erreicht sie die Brillianz und Klarheit von Stevie Wonder, doch all das mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit. Noch nicht so selbstverständlich scheint es für Kleinow allerdings zu sein, dass er auch jenseits des „Swing für Doctor Ross“ singen soll.
„Dreams“ nennt Thomas Stelzer sein aktuelles Album. Es ist bereits das dritte, dass er gemeinsam mit seiner Band und Kollegen aus den USA in New Orleans eingespielt hat. Und wer da alles mitwirkte, lässt das Projekt wirklich wie einen wahrgewordenen Traum erscheinen. Und das nicht nur, weil Dr. John wirklich im Studio war und zwei Songs mit Stelzer vierhändig gespielt hat. Songs wie „Mess of Blues“ oder das unverwüstliche „Jambalaya“ brachte Stelzer auch in kleiner Besetzung mitreißend unter die grad mal 50 Zuhörer im Hof von St. Spiritus. Und das liegt einfach daran, dass sowohl Kleinow und er als auch Christoph Dehnel ausgewiesene Meister ihrer Instrumente sind und auf der Bühne ein Zusammenspiel zelebrieren, dass einen zeitweise den Atem verschlägt vor Staunen. Was das Konzert in Greifswald noch auszeichnete, waren die Geschichten, die Stelzer erzählte: über New Orleans vor und nach Katrina, darüber wie schwer es ist, ein gute Lied über Dresden zu schreiben oder über sein Idol Fats Domino. Schade, dass nach grad mal 90 Minuten das Konzert schon vorbei war.