CoverKlassischen Country voller Sentiment aber ohne Kitsch spielt Zoe Muth aus Seattle auf ihrem zweiten Album „Starlight Hotel“. Dass die Sängerin und Songschreiberin nur knapp über 20 Jahre ist, hört man den Songs überhaupt nicht an.

Dass man Zoe Muth immer wieder fragt, warum eine in den 80er Jahren in Seattle aufgewachsene Frau ausgerechnet Country singt, kann man verstehen. Denn eigentlich – so der arrogante Normalkonsument von Musik – verbindet man mit der Stadt ja eher Hendrix oder Nirvana und nicht Songs für die nächste Tour mit dem Truck quer durch die Staaten. Doch genau das ist die Musik, die Zoe Muth schreibt und singt: Country ohne Schlacke aber mit der riesigen Portion Gefühl, die es braucht. Wer hier das Schlagwort „Americana“ aus der Tasche holt, macht das nur, weil er Country prinzipiell für peinlich oder reaktionär hält. Doch mit denen muss man ja nicht unbedingt debattieren.

Denn „Starlight Hotel“ wird denen wohl eh zu traditionell daherkommen – zehn Songs über gebrochene Herzen und das ewige Unterwegssein. Lieder über hart arbeitende Menschen mit ihren alltäglichen Sehnsüchten und Tragödien. Man lässt sich einfach fallen und träumt dabei oder man sieht im Kopf die üblichen Filme dazu. Und hat kein schlechtes Gewissen dabei. Denn wenn manche Country-Musik wirklich politisch von ganz weit rechts dahersingt, haben Muth und ihre Lost High Rollers so eine Anbiederung nicht nötig. Denn ihre Lieder stehen eher in einer Traditionslinie mit Merle Haggard oder auch Hank Williams. Und auf diese Ahnen darf man zu Recht stolz sein.

Dass die Presse ihrer Heimatstadt gleich verkündet, Seattle hätte jetzt ihre eigene Emmylou – geschenkt. Auf jeden Fall ist Starlight Hotel für uns eine der bislang besten Country-Scheiben des Jahres 2011.