Schenkt man mächtigen Meinungsbildnern Glauben, dann hat Kassel nur während der 100 Tage dauernden dOCUMENTA 13 in den nur für diese Ausstellung vorgesehenen Räumen wirklich Kunst zu bieten. Für die der begehrte Besucher natürlich angemessen bezahlen muss. Wer nach Kassel kommt, kann aber auch neben der dOCUMENTA fündig werden, und das mindestens ebenso international, ebenso spannend und dazu noch deutlich preisfreundlicher. Der Pole Zbigniew Przadka ist einer von diesen Künstlern, die in Kassel derzeit in der zweiten Reihe stehen und doch bereit sind, auf die Überholspur zu wechseln. Teile seines Werkes „yesterday’s heroes“ sind derzeit in der d:gallery in Kassel-Wehleiden zu sehen. – Wir empfehlen die Begegnung mit dieser Kunst ganz deutlich!

 

Mit seiner offen Werk-Reihe „yesterday’s heroes“ zeigt Zbigniew Przadka einen kleinen repräsentativen Ausschnitt aus der bis jetzt über 60 Werke umfassenden Serie. Diese Werkschau ist ein Teil der aktuellen Ausstellung „80 Tage KunstStaffel“ in der Kasseler d:gallery. Zibi-KachelMeist entstehen am Anfang kleine einzelne Miniaturen, etwa in der Größe einer Zigaretten-Schachtel, die dann zu einer Gruppe, einem Ensemble, einer Combo, einer Band von 6 bis 13 Bildern auf einem Tableau zusammengestellt werden. Zeitlich entstehen diese Helden oft später am Abend, nach getaner Arbeit, einem entspannenden Schoppen Rotwein und einer harmonischen, kreativen Spannung neben der Ruhe zum Geniessen.

Grundlage ist meist eine Zeichnung. Diese wird auf Kreidepapier mit Tusche und Wachs aufgetragen. Dazu ein magisches Tröpfchen Wasser und die künstlerische Erfahrung des Meisters, so entsteht auf dem Blatt eine einzigartige Mischung, die an frühe Daguerreotypie erinnert. Je nach Intensität der Farben kann auch der Eindruck von Emaille-Arbeiten entstehen. Beabsichtigt waren diese Effekte nicht, sie enstanden im schöpferischen Prozess und haben sich quasi ihr Thema selbst gesucht.

„yesterday’s heroes“ – das ist wie eine Rückschau auf die kreativen Kräfte, ihre Verwandlung durch die Zeit, ihre Verwandlung im Betrachter und auch Hörer. Denn diese Bilder tönen, sprechen, verkünden eine Botschaft. Wer „live“ vor diesen Bildern steht, der empfindet intuitiv den zu ihm Sprechenden, im Bild Lebenden; ist es Mick Jagger, Keith Richards, Willy DeVille oder gar Karl May? Und doch sind es keine Portraits dieser Menschen, es ist mehr der ‚Spirit‘ dieser Wesen und ihrer Kunst, der in eine intime Kommunikation mit dem Betrachter tritt. Die Leute kenn‘ ich doch von damals, das war doch gleich um die Ecke bei uns oder war’s damals vor’m Twen-Club oder vielleicht doch bei . . .  Die Beatles haben mit ihrem Hit „Yesterday“ sicherlich einen Impuls für diese Reihe gegeben, aber eine reine ‚Musik-Revue‘ ist es eben nicht. Es ist strömende Zeit in Bildern, dargestellt in vielen kleinen Facetten. Schön, retro und doch kein bisschen nostalgisch. 
 
Eine neuerliche Verwandlung erfährt die Technik, indem die kleinen Miniaturen fotografiert und auf etwa DIN A 2 vergrößert werden. Sieben solcher „großen Bilder“ sind in der d:gallery zu sehen. Diese Vergrößerungen werden auf Leinwand gedruckt,  zudem noch mit Farbe weiter bearbeitet, sodass es nicht beim reinen Druck bleibt. 

Die Preise für diese Tableaus und Drucke bewegen sich in einem sehr moderaten Rahmen im unteren dreistelligen Bereich. Auch in diesem Bereich kann der dOCUMENTA 13 also locker paroli geboten werden.

Zbigniew Przadkas „yesterday’s heroes“ können in der d:gallery, Schönfelder Str. 41 b, 34121 Kassel, besucht werden. Die Öffnungszeiten sind Do + Fr 15-19; Sa 11-19; So 11-16 mit Brunch. Tel.: 0561 – 766 08 077

Anmerkung: Die Rechte an den hier gezeigten Werken liegen bei Zbigniew Przadka und der ausstellenden Galerie, die uns die Verwendung lediglich im Umfang des Artikels gestattet haben. Eine Weiterverbreitung, Download, etc. ist nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch die Rechteinhaber gestattet.{module Lüder Kriete}