Blues, Funk, Rock & Soul von der dunklen Seite: Wily Bo Walkers drittes Album im Jahre 2015 ist eine Tour durch Nächte, Friedhöfe, Trauer und Party am Ende der Welt.
 

Wo der Vorgänger „Stone Cold Beautiful“ noch eine Angelegenheit für Sologitarre war, ist Wily Bo Walker jetzt in einem ganz anderen musikalischen Kosmos gelandet. Songs wie „Walking With The Devil“, „Walk In Chinese Footsteps“ oder „Jenny (Traces In My Arms)“ klingen mal nach dem Voodoorock des ganz jungen Dr. John, mal nach einer Soulparty der „Rocky Horror Picture Show“. Das meint: zur bluesrockenden Gitarre kommen fette Bläser, Backgroundchöre und diverse altertümliche Synthesizer aus den Anfangstagen von Disco. Gedämpfte Trompeten weigern sich, nach Fahrstuhljazz zu klingen sondern schreien die Klage des Sängers blechern heraus. Funkrhythmen laden wahlweise zum Tanz auf dem Vulkan oder zur Parade in Richtung Friedhof ein. Selbst ein fröhlicher Rhythmus wird spätestens dann bedrohlich, wenn der Gesang einsetzt. Sängerin Karena K spendet den nötigen Trost. Und alle paar Takte fragt man sich: Wer ist dieser Sänger eigentlich? Ist er ein zurück gekehrter Captain Beefheart, der es doch mal mit hitparadenverdächtigen Nummern versuchen will? Ist er ein Wahnsinniger, der vergeblich versucht, der Zwangsjacke zu entfliehen? Oder ist es einfach so, dass Wily Bo Walker einer der verrücktesten und talentiertesten Songwriter ist, den die gesamte britische Musikszene zur Zeit zu bieten hat?

Ich tendiere hier zu letzterem und empfehle „Moon Over Indigo“ als die passende Partymusik für die nächste Helloweenparty. Und ebenso für den Morgen (und den Kater) danach. Einfach herrlich durchgeknallt und fabelhaft! Und für einen Song wie „When The Angels Call Your Time“ muss man diesen Mann einfach mit Preisen überschütten! Hape Kerkeling: Hast Du noch paar Bambis übrig?