das leben quälte wie krankhaftes spielen. steckte man erstmal drin im spiel, kam man schlecht wieder raus. natürlich konnte man sich umbringen, aber man besaß trotz seiner täglichen rund-um-die-uhr-quälerei nicht genug verstand, um es auch zu tun. und dann sagt ein therapeut da kommen sie wieder raus, und ein anderer therapeut, ach, sie haben eine chronische depression, da kommen sie nie mehr raus, und noch ein anderer, das kann aber wiederkommen, hier sitzen weinend die leute bei mir, wenn sie spüren, daß das wiederkommt. ich war noch nicht ein stück raus, saß das erste mal bei ihr als bezugstherapeutin im gespräch und sie erzählte mir schon sowas. oder wieder eine andere na, dann machen sie doch einfach das, was nicht mehr geht, stellen sie doch ab, was sie so quält, lassen sie ihn doch einfach sein, ihren verbalen wiederholungszwang…ihren nicht zu unterbindenden korrekturwiederholungszwang, die suizidalität… und von einer schwester und auch von einer ärztin hörte ich: für das geld, das sie hier jedesmal an wahlleistungen zuzahlen, machen sie doch lieber urlaub mit ihrer frau am strand in der karibik, ist alles ihre lebenszeit hier, die ihnen verlorengeht… legen sie sich doch einfach mal schön in den sand an einem strand… schauen sie sich um, die welt ist schön… und es war genau so, als wenn jemand zu mir sagen würde, nun stellen sie doch im körper einfach ihr brennen, ihr brennkochkrampfen ab, lassen sie es doch einfach sein, diese kochwasserflutungen durch ihren ganzen körper, dieses schreien und weinen in ihrer unerträglichen qual, und dazu hörte ich tatsächlich: gehen sie doch mal vernünftig, ihre knochen sind doch heil! 

halluzinationen, verquere schaltungen, die ohne unterlaß im gehirn abliefen, sekundenschnell übergangslos, ohne zu schlafen, dinge, personen und handlungen, die ich nie zuvor gesehen oder erlebt hatte, schnellten, sprangen, mischten sich durch meinen kopf, psyche und körper, durch mein gesamtes empfinden, taten weh und quälten, sekundenschnell wechselnd, stundenlang verquer geschaltet, dazu brennen und die hitzekochwasserflutungen… und flimmerskotome in meinen augen jeden tag, und die kopfschmerzen, diese schmerzen im kopf dazu, die vielen sorten, und dicht, so dicht der kopf, diese dichte im kopf, überall im schädel, unaufhörlich, nichts überschaubar, mit allem überfordert, der dichte kopf, der alles funktionieren ausschaltete, kleinstes, normalstes tun, das in in eine nicht überschaubare überforderung lief, kein zurechtfinden, heulen und jammern, hilflos stehen, hilflos wie ein kleinkind, wie ein demenzkranker mensch, nur daß ich das alles noch mitbekam und verzweifelte, verzweifelt nach einem suizitätsausgang grübelte, in den qualen und in der angst vor allem, allem was mich umgab und mir begegnete, was ich sah und empfand, angst in jedem augenblick, zerfließen in stündlicher angst und unerträglichkeit, und kein anderes empfinden und denken möglich und die… und alles das, was ich in kliniken zu hören und zu sehen bekam, dafür findet man keine worte, also klemm ich jetzt hier ab. wer soll das auch lesen, wen interessiert das, wenn ich hier seitenlang die ratschläge und kommentare der ärzte und therapeuten benennen würde. niemanden. seitenweise. nur das, da kommen sie wieder raus, hört sich gut an, auch noch im sechsten jahr.

raus da! und ab! und ab und an noch zwei minuten das gespür, wie man früher einmal war…

des lebens müde. wenn nur die quälenden, schmerzhaften störungen nicht wären. des lebens müde zu sein, die lebensmüdigkeit pausenlos vereinnahmend zu spüren und nichts mehr tun oder lassen zu können, wäre doch leidensdruck genug, wenn man den zustand nicht erträgt, so gerne rauskommen möchte. was für eine ohnmacht.

der mann schleppte sich die drei treppenabsätze zum briefkasten abwärts. die postbank wollte was von ihm. wollte das geld für die geduldete überziehung über den dispositionskredit hinaus zurück. wie denn? und warum ließen sie sich überhaupt geld ziehen über den ausgeschöpften dispo hinweg?

von erschöpfung war gar nicht mehr die rede. sein zustand ging weit über eine chronische erschöpfung hinaus. hinüber. nicht zu beschreiben. und warum ging er dann nicht? warum ging er nicht hinüber, auf diese angebliche andere seite, wenn er schon so hinüber war? warum nahmen die kräfte der anderen seite ihn nicht von alleine auf? warum schoben sie ihn immer wieder zurück, wehrten ihn ab, stießen ihn von sich und ließen ihn so vegetieren? war die andere seite schlimmer, als der raum in diesem spiel? das konnte doch nicht sein? warum beschützte und bewahrte man ihn davor? lagen all die toten nicht überall still und ruhig rum? warum wurde er zurückgewiesen, immer wieder abgewiesen, weggeschoben? noch immer wieder dieses das seine von sich schieben? nur einmal noch unruhe, das verwehen der asche durch den wind? na und? alles ein nichts gegen sein leben solange er noch keine asche ist. oder lag man nur scheinbar tot rum auf dem rost und machte dennoch im gespür die hölle des verbrennens durch, bis der kühlende wind alles zerstreut? und wenn es womöglich dann sogar auch noch heißer wind war? was für fragen. schlimmer, als die kommentare der ärzte und therapeuten aufzuführen. abklemmen.

abklemmen. der mann legte seinen schwanz zwischen die oberschenkel und klemmte ihn ab. rubbelte mit den oberschenkeln etwas auf ihm rum. mit den händen an sich rumwichsen, was sollte das noch? jahrzehnte getan. ging auch kaum noch. wurde auch immer schwieriger. über all die jahre. medikamente. kabelabklemmung. libidokabelabzertrennung abklemmen. vernunftsessen. ewig dieses vernunftsessen, wieder eine stulle essen, sich irgendwie im heulen, im beisein der frau eine stulle oder einen happen des von ihr angerichteten essen reinquälen. widerwillig gegen kräfte, die sein gehirn besetzt hielten und es sich wehren ließ gegen eine stulle. ohne hunger, ohne appetit, ohne jeglichen geschmack, in einem geschmack der keiner war, geschmack den es in keiner speise gab. nur um physisch am leben zu bleiben? was nützte das noch, wenn man psychisch hinüber war? eine melkmaschine anschaffen, anklemmen an den schwanz, aussaugen lassen ohne eigenes zutun. wie denn, ohne weitere überziehungsduldung über einen überzogenen dispositionskredit hinaus? und sterben würde man davon auch nicht, sich sicherlich irgendwann von der saugenden maschine abklemmen, losreißen, abreißen, abreisen, ohne zu wissen wohin. auf die andere seite? aber die kräfte schoben ihn ja fort von sich, wiesen ihn ja ab. aber leben ließen sie ihn auch nicht. „abklemmen hier.“, sagte der mann. und er erinnerte sich, wie er immer eingekauft, gekocht, den tisch gedeckt hatte, sie sich am tisch sitzend vor jedem essen geküßt und herzhaft und voller lust gegessen hatten.

verschwommen und trübe sein blick. grell blitzendes gezacke in seinen augen, auch wenn er sie geschlossen hält, milchglas vor allem sehen. sehnsucht nach einem freien blick. und sehnen nach einem klaren empfinden, wahrnehmen und spüren.

der mann stöhnt laut auf, doch sein stöhnen wird abgewiesen, und er spürt und hört sich amüsierendes, ihn abstoßendes lachen einer kraft von irgendwoher. und eine andere, ihn fortziehende kraft. grausam, daß diese kraft so schwach ist, doch so stark um ihn jahre zu quälen, so eine kraftlose kraft, die ihn einfach nicht abholt, nur über jahre sein menschsein zerfressen, zerbrochen hat, um ihn brach liegen zu lassen, ihm auch noch die kraft zerstückelt, es letztendlich gänzlichst selbst zu tun.

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UNTERM SAFT GEHT’S WEITER / 89