CoverSoul war ursprüngliche eine fast komplett auf Singles verbreitete Musik. Neben den großen Labels wie Stax, Atlantic oder später Fame waren zahllose kleine und kleinste Firmen an der Produktion neuer Stücke beteiligt. Und noch heute kann man Entdeckungen von Bands machen, die völlig zu Unrecht niemals eine größere Bekanntheit erlangt haben. Das Münchner Label Tramp Records veröffentlicht jetzt einen Überblick über die Geschichte von The Soul Brothers Inc. aus Houston. Und das ist vom musikalischen Standpunkt her gesehen für uns eine kleine Sensation. Labelgründer und DJ Tobias Kirmayer hat ein paar Fragen zu dieser Band und seinem Label beantwortet.

 

WP: Tobias, wie stößt man auf eine Band wie The Soul Brothers Inc.?

TK: Naja ich sammle ja nun schon geraume Zeit Funk Singles, und irgendwann bin ich dann eben mal über eine ihrer Singles gestolpert. Damals wusste ich wenig über die Band, vorallem gab es verteilt über die ganze USA mehrere Bands mit diesem Namen, seine Band "The Soul Brothers" zu nennen war ja damals nicht weit hergeholt, da war oft ein "Soul" im Titel oder im Bandnamen. Mit der Zeit hab ich immer mehr Singles auf dem SBI Label gefunden, die alle noch dazu richtig gut waren. Vor gut zwei Jahren, als ich an einer Compilation gearbeitet habe und dafür einen Track der Soul Brothers Inc. lizensieren wollte, habe ich erst realisiert, dass es von dieser Band viel mehr gutes Zeug gibt und eine Art "Best of…" mehr als gerechtfertigt wäre. Dann habe ich recherchiert und nach ein paar Monaten tatsächlich einen der Musiker am Telefon gehabt.

WP: Kannst Du uns etwas über die Geschichte dieser Musiker erzählen?
TK: Die ganze Geschichte der Soul Brothers Inc. kann man im Booklet der CD nachlesen, und natürlich auch auf dem Cover der Platte. Ich erzähl aber gern zusammengefasst den groben Weg. Alle 5 Bandmitglieder waren vor der Gründung der SBI in eigenen Combos unterwegs, eine hiess "The New Soul Inc.", die andere "The Soul Brothers". Das war um 1966/67 herum. Die Musiker kannten sich seit den frühen 1960er Jahren, zum einen weil man auf die selbe Schule ging, zum anderen weil man sich in Musikerkreisen eben irgendwann mal über den Weg läuft. Natürlich hat man auch mal in einer anderen Band ausgeholfen, wenn Not am Mann war. 1968 eröffnete in der Innenstadt Houstons ein Club namens Shandy der die "Soul Brothers" als Hausband anstellte. Der Shandy Club war übrigens der erste "Schwarze" Club in der Innenstadt Houstons, bis dato waren sie eher am Stadtrand gelegen, weil man sie nicht in Downtown haben wollte. Über die Brisanz des Themas Rassismus in den USA zu dieser Zeit muss man ja nichts mehr sagen, das sollte mittlerweile jeder wissen wie es da zu ging. Jedenfalls fehlte der Startbestzung der "Soul Brothers" ein oder mehrere Bläser. Es ergab sich, das der Saxofonist von "The New Soul Inc.", die Band hatte sich bereits wieder aufgelöst, zu den Soul Brothers stieß. Daraus ergab sich dann der Name "The Soul Brothers Inc.". Das war 1968, sozusagen das Gründungsjahr.

WP: Wie geht es ihnen heute? Sie nach der Zeit dieser Band noch weiter musikalisch aktiv gewesen?

TK: Nachdem sich die Band 1974 aufgelöst hat wollten zwei der Mitglieder unter dem Namen weitermachen, das hat sich aber nicht geklappt. Alle waren weiterhin aktiv und spielten in diversen Projekten und Bands. Der Sänger und Organist der Band ist bereits verstorben, die anderen Leben noch. Jedoch sind nur noch zwei aktiv, die anderen beiden können aus Altersgründen nicht mehr auftreten oder ihr Instrument spielen. Alle sind aber bis heute gute Freunde und reden noch oft über die alte Zeit.

WP: Hast Du eine Ahnung, in welchen Auflagen die Musiker ihre Singles damals verbreitet haben? Waren sie außerhalb von Texas auch auf Tour damals?

TK: Die Auflagen ihrer Singles variieren von 500 bis 1000 Stück. Von der ersten auf dem SBI Label erschienenen Single ("The Devil Made Me Do It" b/w "Love Sweet Love") verkauften sie recht viele, das war sogar ein lokaler Hit und brachte ihnen Geld ein, dass sie dann für die folgenden Singles auf SBI investierten. Ein weiterer oder noch größerer Charterfolg war ihnen nicht gegönnt. Sie haben allerdings auch noch auf anderen Labels veröffentlicht, da sind die Stückzahlen unbekannt. Darunter fällt auch ihr Song "Pyramid" auf dem Golden Eye Label, das im Original sehr sehr selten ist und eine Northern-Soul Hymne noch dazu. Getourt sind sie nicht, sie traten nur in Houston auf.