scrimshaws

Von der hohen Kunst des Songwritings schreiben Colin Newcomer und Christopher Rupe in ihren Anmerkungen zu ihrem Album Spoiled Rotten. Und zeigen mit ihrem bei Jamendo veröffentlichten Werk, dass sie davon eine Menge verstehen.

Immer wieder wird geklagt, dass die Kunst, gute Popsongs zu schreiben in den letzten Jahren immer mehr den Bach runter gegangen ist. Wenn es denn mal eingängige Hits, die sich wochenlang im Ohr festsetzen, geben sollte, dann sind es meist Cover von erprobten Hits der Vergangenheit. Nimmt sich denn heute niemand mehr Zeit, Songs zu schreiben, die eine Bedeutung haben und die gleichzeitig so großartig sind, dass man am liebsten selbst losziehen und eine Band gründen möchte?

Dies waren einige der Überlegungen, die Newcomer und Rupe alias Nyloc Rex und Dr. Knox nach dem Abschluss ihrer Studien (ein Master in Englisch an der University of Colorado bzw. ein Master in Filmkomposition des Berklee College of Music in Boston) stellten. Gemeinsam wollten sie daran was ändern.

Aufgewachsen sind die beiden in den 80er und 90er Jahren (wobei die 80er – bei aller Scheußlichkeit ja sogar noch wirklich gute Popsongs hervorgebracht haben). Spätestens zum Schluss der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts war für sie den Verfall des Songwritings nicht mehr zu überhören. Lieder im Radio sind einfach nicht mehr von der Qualität wie die der klassischen Rocksongs (CCR!, The Beatles!, The Beach Boys!). Wer bitte schön kennt denn noch die aktuellen Hits? Die sind vergessen, sobald sie aus den Charts verschwunden sind. Die sind einfach nicht mehr zeitlos. Und wer singt sie schon noch vor sich hin unter der Dusche oder beim Autofahren?

Denn – so die Scrimshaws: gute Popsongs haben die Eigenschaft, bei allen Generationen Freunde zu finden. Man kann sie (selbst wenn es ein Hiphop-Song ist) auch auf der Gitarre nachspielen und sie überleben das.

Kommen wir von der Vorgeschichte zum eigentlichen Album: Spoiled Rotten hat genau das: gute Popsongs mit eingängigen Melodien. Melodien, die sich auch im Kopf festsetzen. Refrains, an die man sich erinnert. Und das Album ist wunderbar zeitlos: Natürlich finden sich Verweise auf die Erben der Popmusik (die aufzuzählen, die mir beim Hören einfielen, würde den eh schon zu langen Text unerträglich machen). Aber das alles spielt keine Rolle, wenn sich die kleinen Geschichten vor den Ohren und Augen entfalten. Ein ähnlich gutes Popalbum ist mir in den letzten Jahren kaum zu Ohren gekommen. Ein Album, bei dem die Band eigentlich egal ist, weil es allein um die Songs geht. Ein Album, dass man eigentlich in jeder Stimmung hören kann. Bleibt die Frage: Wann gibt’s was Neues von dieser Truppe zu hören? Im Internet kann man sie außer bei Jamendo leider nicht finden.