Foto: Uwe RoßnerBands beginnen ihr Dasein nicht auf einer Tour. Die Jazzpianistin Johanna Borchert, der Saxophonist Torben Snekkestad und The Norman Conquest sehen dies anders. Ihr dritter Gig nach Kopenhagen und Aarhus führte sie auf spiegelglatten Straßen und ein fast verpassten letzten Fähre am 17. Dezember nach Greifswald in die Medienwerkstatt des Caspar-David-Friedrich-Instituts der Universität Greifswald.

Wer einen Liederabend mit begleitendem Saxophonisten und Klang erweitender Elektronik erwartete, wurde verblüfft. Ein indisches Schlaflied und einige eingestreute Zeilen erfüllten diesen Erwartungshorizont. Der Worte braucht es nicht viel. Die Musik sollte für sich stehen. Mal als Intervallmalerei, mal als Klanggebärde. Ein kurzes Hallo zur Begrüßung, ein mehrmaliges Danke und einige Verbeugungen am Ende – viele Töne dazwischen. Gut zwei Stunden lang. Inklusive Zugaben. Und dann sollte es gleich weitergehen. Nach Berlin in der Nacht. Nach Bremen in den folgenden Tagen. Dann Weihnachten.

Mit ihrem Duo Little Red Suitcase und dem Quartett Schneeweiss & Rosenrot arbeitet Johanna Borchert seit längerem in Dänemark. Ihr Greifswald Debüt gab sie in diesem Jahr mit der letztgenannten Formation. Das Trio ist ihre jüngste Zusammenstellung. Aus zwei mach drei. Sowohl mit Torben Snekkestad als auch mit The Norman Conquest spielte sie als Duo. Der Entschluss, eine dreiköpfige Geschichte daraus werden zu lassen, kam spontan. Die freie Improvisation nimmt das Trio wörtlich. Denn ohne Proben, sich nur das Gestalten des Moments sich verlassend, starteten sie ihre fünf Stationen umfassende Konzertreise.

Jazz, Klassik und Elektronik brachten alle drei Mitglieder auf ihre Weise ein. Johnna Borchert präpariert ihren Flügel, nutzt ihn sowohl als Saiten- als auch als Tasteninstrument. Torben Snekkestad kann sein Alt- und Tenorsaxophon wie eine E-Gitarre aufdrehen, in die Imitation von Walgesängen abtauchen und ganz nebenbei einen Jan Gabarekton einflechten. Klappenspiel und Schalldämpfungen am Knie zeigen seine hohe Spielkultur und lassen ganz vergessen, dass das klassische Repertoire und nicht der Jazz seine Domäne sind. Größtenteils minimalistisch gesellte sich Johanna Borchert auf den schwarzen und weißen Tasten dazu und The Norman Conquest formte den passenden Teppich dazu.

Es wird spannend bleiben, was aus der Formation wird. Vieles ist möglich. Hoffentlich nicht allein für den Moment gedacht. Eine gute Nachricht ist: Eine Live-CD mit dem diesjährigen Tourmaterial ist in Planung.

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