WP-Rezension-MusikEin Major-Debüt, wie es untypischer für die 90er Jahre kaum sein konnte: kein Grunge – stattdessen Anklänge an den Contry-Rock von Gram Parsons oder die Nashville-Zeit von Bob Dylan. Die Jayhawks um die beiden Sänger und Gitarristen Mark Olson und Gary Louris setzten den Standard für das, was heute Americana heißt.

Wenn man heute von Alternativ-Country oder Americana spricht, dann denken viele zuerst an derpressive Mörderballaden zu akustischen Gitarren. Doch eigentlich geht die Geschichte dieser Musik ein ganzes Stück weiter zurück. Eigentlich muss man zurückgehen bis zu Bands wie den Byrds, den Flying Burrito Brothers oder anderen, die in den 60er/70er Jahren anfingen Country und Rockmusik zu verbinden. Songschreiber wie Gram Parsons haben mit ihren Liedern gezeigt, dass Country eben nichts mit stumpfer und dummer Rotnackigkeit zu tun haben muss. Leider ging dann das Interesse an derartiger Musik schon bald wieder unter und wurde vorsichtig erst in den frühen 90er Jahren wieder geweckt.

The Jayhawks, gegründet 1985, erweckten in ihrer Musik diese ganzen Traditionen wieder zu neuem Leben – und die Lieder, getragen von den traumhaften Harmoniegesängen von Mark Olson und Gary Louris bringen die ganze Sehnsucht nach der Weite des Landes vor das Auge.

Ihr 1992 bei American erschienenes Major Debüt ist dafür ein gutes Beispiel: die Lieder schielen nach keinen musikalischen Trends. Sie stehen einfach als großartige Lieder über ein Amerika, das so in der Presse nicht vorkommt. Eine grenzenlose Offenheit des Landes – bei gleichzeitiger Geborgenheit in intakten Familien, die Sehnsucht nach Harmonie ohne falschen Schmalz des Fernsehens. Ein so klingendes Amerika bräuchte sich nicht wirklich um sein Bild im Ausland zu sorgen – doch leider wird das Bild eines Landes ja bei weitem nicht von seiner besten Musik bestimmt…