Wer sich bei der Musik der britischen Geoff Everett Band an die großen Jahre des britischen R&B in den 60ern erinnert fühlt, liegt genau richtig. Schon damals war der Sänger und Gitarrist in diversen Bands unterwegs. „The Quick And The Dead“ ist aber keine verstaubte Nostalgieshow, sondern ein frisches Album mit Songs, die auch den Stones gut zu Gesicht stünden.  

Nein, dieses Riff ist nicht von Keith Richards, auch die Brüder Young haben da nicht ihre Finger im Spiel – obwohl man sich von AC/DC mal wieder solche bluesigen Attacken wünschen würde. „If You Can‘t Fight (Wear A Big Hat)“ krallt sich sofort in den Gehörgängen fest: ein witziger und nach vorne lospolternder Bluesrock, bei dem sofort die Frage aufkommt: Wer ist das eigentlich. Die Antwort „Geoff Everett“ sagte mir zunächst gar nichts. Dabei ist er doch schon seit den 60ern als Musiker unterwegs. Allerdings hatte er wohl immer das Pech, dicht neben dem großen Erfolg zu landen: Er stieg als Nachfolger für solche Musiker wie Jeff Beck oder Jimmy Page in Bands ein. Als er mit einem Musiker von Status Quo eine Band gründete, ging der zurück zu seinen alten Kollegen, als die begannen, die Hitparaden zu erobern. Und Ende der 70er war er in der Band von David Knopfler, als sein Bruder Mark dranging, die Dire Straits zu gründen (bei denen er dann zunächst mitmachte). Doch irgendwie ist Sänger/Gitarrist Everett der Musik treu geblieben, hat in den 60ern Rhythm & Blues, in den 70ern Country gespielt, später auch Funkrock oder was grad angesagt war. Doch seit paar Jahren ist er wieder bei der Musik seiner Jugend angekommen: Blues, Bluesrock im Stile der 60er, bei denen aber immer auch die Liebe zu solchen Musikern wie Rory Gallagher, Gary Moore oder anderen aufblitzt, die seither den Blues von den britischen Inseln bereichert hatten.

Wenn das Album als eines von „The Geoff Everett Band“ firmiert, dann ist das ein ganzes Stück weit ein Etickettenschwindel. Denn fest zu der Band gehört eigentlich nur Everett selbst und Bassist Kevin Dore. Aber auf „The Quick And The Dead“ bekommt man festt produzierte Songs mit Backgroundchören, Duettsängerinnen, wundervolle Bluesharpklänge von Alan Glen, ab und zu eine Fiddle von Dave Swarbrick oder eine zweite Gitarre mit Albert Lee: Das ist absolut mitreißend und überzeugend. Höhepunkte sind neben dem schon erwähnten Opener Lieder wie „Forty Days On The Road“, „Air Flow Blues“ oder „Bad Bad Man“, das schon fast an den Boogierock von ZZ Top erinnert mit seiner heftigen Slide-Gitarre.