1902 hatte Jelly Roll Morton (1885-1941) behauptet, er habe den Jazz erfunden. Wie stark seine Kompositionen ins allgemeine Vokabular dieser Musik eingegangen sind, hat die Dirty Dozen Brass Band 1993 mit ihrem Album Jelly exemplarisch vorgeführt.
Wobei man von der Truppe, die mit ihrer Einbeziehung von Funk und Rhythm & Blues die Brass Band Musik von New Orleans quasi wiederbelebt hatte, kein notengetreues Nachspielen der alten Jazznummern von Jelly Roll Morteon erwarten kann. Nein – die Band ignoriert großzügig die meisten Stücke, die er selbst aufgenommen hatte und konzentriert sich statt dessen Drauf, den alten Nummern ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Große Freiheit im Umgang mit dem Erbe schien die Devise zu sein. So finden strikte Fans von Old-Time-Jazz wahrscheinlich kaum Gefallen an der Platte. Wer aber bereit ist, sich immer wieder neu auf unsterbliche Stücke wie Kansas City Stomp, Milneberg Joys oder Wolverine Blues einzulassen, wird an „Jelly“ seine Freude haben. Die Stücke sind von jeglichem Staub befreit und weisen Jelly Roll den Weg zurück auf die Straßen zu den Paraden ebenso wie auf die Tanzflächen der Gegenwart.