Country und Doo-Wop in Kombination mit deutschen Texten? Bei den Crystalairs aus Bielefeld passt das durchaus zusammen. Ihr akutelles Album "Westwärts" bringt neben eigenen Kompositionen deutsche Versionen etwa von Marty Robbins, Johnny Horton, Johnny Preston & Red Foley.

Anfangs war unklar, ob das a) eine Wiederveröffentlichung von Schlagern aus den 50ern oder b) ein gut gemachter Scherz sein sollte. "Westwärts" von The Crystalairs wirkt wie eine Zeitreise in den Schlager der 50er Jahre: Doo-Wop-Harmonien, Cowboy-Romantik inklusive Sonnenuntergängen. Doch dann plötzlich merkt man den gerissenen Dreh der Texte der Band, die das Klischee von Herschmerz und Liebelei immer wieder durchbrechen: Da jagd einen das angeschmachtete Mädchen auf dem Dock von San Diego fort, obwohl man sie doch so gern trösten möchte. Die leichtlebige Frau hat Pech, dass ihr geliebter Cowboy beim Duell zu Tode kommt. Aus "In The Ghetto" wird "In Chicago", eine Großstadtballade, die den Schmalz des Originals entstaubt. Insgesamt wird "Westwärts" so zu einem seltsam schillernden Album, das man sich nicht wirklich zu mögen traut (es sind Schlager!), das aber doch immer wieder gefangen nimmt durch die perfekten Harmonien und die sehnsuchtsvollen Doo-Wop-Klänge. Für den deutschen Country mindestens ist die Scheibe eine echte Bereicherung. Und wer vor Schlagern nicht zurückschreckt, wird eine Menge Spaß an diesen älteren Sangeswundern aus Bielefeld haben.