Beim Pfarrerssohn Stephen Johnson aka Stevie J Blues trifft Blues auf Gospel, Soul und Funk. In seinen Texten wird wie selbstverständlich zwischen Liebe, Glauben und Politik gewechselt. So eine Vielfalt und Offenheit ist nötig, wenn man den Blues wieder zum selbstverständlichen Teil der Alltagskultur nicht nur in den Südstaaten der USA machen will. Und das ist eines der Ziele von Stevie J Blues auf seinem aktuellen Album „Back 2 Blues“.
Die Mutter darf nichts erfahren. Denn schließlich geht es ja nicht an, dass ein Pfarrer seinem Sohn heimlich klar macht, worauf es beim Spielen von Blues ankommt. Begleitet von zeitweise an John Lee Hooker erinnernden Grooves erzählt Stevie J in „Son of a Sanctified Preacher“ davon, wie er heimlich Unterricht in Sachen Bluesgeschichte bekam von seinem Vater. Denn in der Öffentlichkeit wird der Blues noch zu häufig mit dem Teufel assoziiert. Die lange Geschichte des Gospelblues, die Biografien von Musikern, die ohne sich selbst zu verraten in Kirchen und Kneipen spielten und spielen, werden allzuoft einfach vergessen oder ausgeblendet.
Stevie J erinnert in den Songs seines aktuellen Albums manchmal an Soulsänger wie Marvin Gay. Seine Gitarre kann aber auch stoische Grooves aus dem nörlichen Mississippi hervorzaubern oder scharfe Funklicks abfeuern. Bei ihm umfasst der Blues das alles: die alte Vorzeit ebenso wie den aktuellen RnB, herzzerreißende Liebeslieder und politische Botschaften, Songs über die Kraft des Glaubens und über alltägliche Gewalt und Lieblosigkeit. Das macht „Back 2 Blues“ zu einer Besonderheit im Blues des 21. Jahrhunderts und zu einer Empfehlung für all die, für die auch Prince, Marvin Gaye oder zeitgenössischer Gospel in die weite Geschichte des Blues gehören.