Das diesjährige Greifswalder Ukrainicum endete am 24 August, dem 20. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes. Dessen Organisatoren und Dozenten zeigten sich über dessen Verlauf am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg äußerst zufrieden.

Greifswald. „Alles lief bestens. Es wird schwer sein, dieses Niveau im nächsten Jahr zu überbieten“, äußert der Greifswalder Professor für Ost- und Westslawische Philologie, Alexander Wöll, als Wissenschaftlicher Leiter der Akademie. „Für uns hat diese Sommerschule einen sehr hohen Stellenwert“, sagt Dr. Christian Suhm vom Alfried Krupp Wissenschaftskolleg. Die derzeitige Frage sei, die Zahl der Reisestipendien aufgrund der diesjährigen deutlich gestiegenen Nachfrage zu erhöhen. Und: „Wir haben bislang von den Teilnehmern äußerst positive Rückmeldungen bekommen“, so Suhm. Der Fokus auf aktuelle Fragen in der Ukraine soll auch künftig der Punkt bei der inhaltlichen Ausgestaltung des Ukrainicums bleiben. „Das wollen wir auch in den nächsten Jahren beibehalten.“,Dankbar sei er für die enge Zusammenarbeit mit der Slawistik und der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald.

„Die Studenten wissen sehr viel über die Ukraine. Sie kennen die Situation im Land und fragen uns, was uns weiterhin hoffen lässt“, erzählt der Kiewer Prof. Mykhailo Minakov. Die Sommerschule sei eine sehr gute Gelegenheit, sich darüber mit Vertretern verschiedenster Länder und Kulturen auszutauschen. „Es sind wie viele kleine Spiegel, die alle Licht reflektieren. Mir hat es sehr viel gegeben und mich auch auf neue Gedanken gebracht“, ergänzt der Referent.

„Den jungen Leute ist heute Kultur viel wichtiger als Politik“, stellt Serhij Kudelja. „Es ist ein sehr guter Trend.“ Die Teilnehmer beweisen damit den Kiewer Politikwissenschaftler, dass sie sich für eines der grundlegenden und Identität stiftenden Dinge seines Heimatlandes interessieren. Außerdem sei das Ukrainicum von seiner Struktur her exzellent komponiert und die Teilnehmer bestens ausgesucht. Neu war für alle Dozenten, eine aus der ganzen Welt stammende Teilnehmerschar. „So eine Situation haben wir an den Universitäten in der Ukraine bisher leider nicht“, so Kudelja.

„Greifswald ist ein sehr guter Ort, um die Entwicklung und die Fundamente der europäischen Geschichte zu verstehen. Das merkt jeder beim Ukrainicum, der hierher kommt und sich darauf einlässt“, erzählt der aus Lemberg stammende Essayist und Übersetzer Jurko Prochasko. Hier werde auch deutlich, die Ukrainistik ist kein exotisches Fach. Außerdem wäre die Sommerschule ein sehr guter Rahmen für gemeinsames Nachdenken. „Die Begegnungen sind für alle ein sehr großer Gewinn“, fügt er hinzu.

„Wir wollten dieses Mal unbedingt diese junge Generation von Wissenschaftlern dabei haben. Das war uns sehr wichtig“, bestätigt der Greifswalder Slawist Alexander Wöll. In der Zukunft sei eine noch stärkere Zusammenarbeit vorstellbar. „Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nimmt die Zahl der wissenschaftlichen Kanäle beständig ab. Das Greifswalder Ukrainicum ist leider nur eines der wenigen Beispiele gegen diesen allgemeinen Trend im akademischen Alltag der Ukraine“, sagt Serhij Kudelja.