Immer mal wieder stößt man auf Alben, die schon vor einigen Jahren veröffentlicht wurden, aber völlig zu Unrecht nicht wahrgenommen werden. Wie etwa der famose Soul-Blues, den Slam Allen schon 2010 auf seinem Album „This World“ gepackt hatte.

Als Bandleader, Sänger, Gitarrist und Songwriter für James Cotton hat Slam Allen in den letzten Jahren weltweit gespielt, wurde gar für seine Mitwirkung am Album „Giant“ für einen Grammy nominiert. Und die Kritiker, die Konzerte des Harpmeisters besprachen, waren fasziniert von der Fähigkeit Allens, jedes Publikum in kürzester Zeit zu gewinnen mit seiner mal an B.B. King, dann wieder an T-Bone-Walker erinnernde lyrische E-Gitarre, Was meist verschwiegen wurde, ist die Tatsache, dass vor den zehn Jahren bei Cotton Allen schon jahrelang unter eigenem Namen aktiv war und fünf Alben veröffentlicht hatte. Dass er sich dafür entschied, nach „Giant“ wieder alleine zu arbeiten, beweist dennoch Mut.

Nichts erinnert bei „This World“ an den neoklassischen Chicago-Blues. Von der ersten Note an fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit des Memphis-Soul a la Stax und Konsorten. Dazu passt Allens Gitarre ebenso wie seine Stimme, die manchmal nicht nur ein wenig an Otis Redding erinnert. Und auch Allens Songs (acht der zehn Stücke stammen aus seiner Feder) sind teils verführerischer, teils rhythmisch antreibender Soul, mit dem man die Zuhörer unwillkürlich aus den Sitzen und auf die Tanzfläche treibt. Das geht schon bei dem Funk des Openers „Last One To Know“ los: federne Rhythmen, eine singende Gitarre und ein predigender Sänger, der sich beklagt, dass man über die guten Dinge im Leben der Partnerin immer als letzter unterrichtet wird. In „I Know You Got a Man“ macht gibt er den Ehebrecher in spe ohne Angst davor, leicht schmierig zu wirken. Von den zwei Coverversionen ist eine schon fast Pflicht: „Let The Good Times Roll“. Überraschend und vor allem ungeheuer anrührend, wie Allen sich Tracy Chapmans „Baby Can I Hold You Tonight“ zu eigen macht.

Zwischen routiniertem Showman und intimen Bluescrooner – Slam Allen zeigt auf „This World“ seine ganze Bandbreite – großartig!