CoverKann man im Piano-Blues heute eigentlich noch Neuland betreten? Oder ist in den Jahrzehten, seit der Blues entstandt, dieses Gebiet völlig erkundet und abgegrast? Diese Frage ist eigentlich egal, wenn man ein solch rauhes und swingendes Album wie "Ain't Got No Troubles" von Eden Brent hört.

Oh ja, lasst uns tief in die Kiste mit den Klischees greifen: "Bessie Smith meets Diana Krall meets Janis Joplin" ist eine der Formulierungen, die Journalisten einfällt, wenn sie über Eden Brent schreiben. Eine andere: "in Eden's huge playing and singing you can hear the ghosts of Mississippi in duet with the future of the blues." Großartig, ich liebe das!

Aber mal ernsthaft: "Ain't Got No Troubles", veröffentlicht im September 2010 bei Yellow Dog Records, ist eine wirklich gute Platte. Eden Brent ist nicht nur eine außergewöhnliche Sängerin mit einer bezwingend rauhen Stimme. Nein, sie ist auch eine Pianistin, die zwischen dem klassischen Boogie Woogie und New Orleans Funk alles gleichermaßen überzeugend spielt. Und sie steht damit in einer Ahnenreihe großer Boogie-Ladies der letzten Jahrzehnte, die ich sträflicherweise erst mit dieser Platte für mich entdeckt habe.

Aufgenommen hat sie ihr Album in New Orleans in den Piety Street Studios. Und so ist es auch kein Wunder, dass ihre Lieder mehr als zufällig den Rhythmus der Stadt widerspiegeln. Und der tut ihren ironischen Wortspielereien in den zum größten Teil selbstgeschriebenen Songs durchaus gut. "I'm in Love with Your Wallet" ist großartig böse – und erinnert an die Songwriterkuns von Mose Allison. Und der Ragtime von "My Man" ist ebenso doppel- oder noch mehrdeutig von der Aussage. Schwachstellen hat die Platte keine. Dafür umso mehr Schönheiten und Kanten, die sich erst beim zweiten oder dritten Hören erschließen. Und damit ist das Hörvergnügen dieses Albums ein sehr langes.