Silence Is SexySilence Is Sexy nannten die Einstürzenden Neubauten mal einen Titel. Und dann gab es vor paar Jahren den Slogan Quiet Is The New Loud. Zwischen beiden und vor allem in der Nähe von Bands wie Coldplay haben sich Silence Is Sexy aus den Niederlanden eingerichtet.

Letztens war ich über einen Sampler mit Coverversionen peinlicher Lieblingstracks gestolpert, den der niederländische Coverclub veröffentlicht hatte. Dort fand sich auch eine recht zahme Version von Michael Jacksons Billie Jean, gesungen von Silence Is Sexy. War erst mal nicht weiter aufregend. Auch wenn der Bandname natürlich schon mal ziemlich cool ist – ich erinnere nur an die Einstürzenden Neubauten.

Wobei die Niederländer wahrscheinlich nicht ganz in die Richtung denken wie die Neubauten (auch wenn sie sich tatsächlich nach deren Lied benannt haben). Auch die Vorbilder der Truppe (nach eigenen Angaben Joy Division, Sonic Youth, Placebo, Radiohead, My Bloody Valentine and Interpol) kann man nur ansatzweise in einzelnen kurzen Momenten erahnen. Denn was diese Band, die sich in der freien Musikszene inzwischen einen guten Namen erspielt hat, macht, ist eher melodischer Independent-Rock irgendwo in der Nähe von Coldplay und anderen britischen Bands. Also: lyrische Gesänge, keine Angst vor großen Gefühlen und notfalls auch vor Bombast. Von ihrem zweiten Album This Ain’t Hollywood haben sie zuletzt gar paar Lieder neu veröffentlicht mit großem Orchester. Also eigentlich das ganze Gegenteil von Silence.

In ihrer offiziellen Bandbiografie verwenden sie diese Begriffe auch gar nicht und werfen statt dessen mit Schlagworten wie Dark wave-pop, „eine ansteckende Mixture aus Noise-Punk, New Wave und Shoegazer“ oder kurz zusammengefasst: nette Popsongs mit einer schneidenden Gitarre um sich. Das trifft es vielleicht eher. Wenn mir auch nicht klar ist, wo hier der Noise-Punk sein soll.

Die 2003/04 gegründete Gruppe um Hendrik-Jan de Wolff (vocals, guitar), Pim van de Werken (guitar), Barry Spooren (bass) und Bart Reinders (drums) hat nach ihrer ersten selbstbetitelten EP gleich den ältesten Rockpreis des Nachbarlandes, den Grolsch Grand Prix gewonnen. Frank Boeijen, Keyboarder der Truppe, spielt gleichzeitig auch bei The Gathering, zeitweilig der bekannteste Musikexportartikel der Niederlande. Das führt dazu, dass die Band auch bei zahlreichen großen Festivals gebucht wird. Doch nach der Aufnahme ihres Debüts Everything you should know Anfang 2006 wurden sie vom Label gefeuert und mussten das Werk nochmals neu einspielen. Erst Anfang 2007 kann es endlich erscheinen.

Das zweite Album „This Ain’t Hollywood“ brachten SIS gleich bei Jamendo heraus.  Dort wird es in kurzer Zeit mehrere tausend Male heruntergeladen und kann schon mehr als 100 Rezensionen verzeichnen. Auch eine Instrumentalfassung der Platte und die Orchesterfassung einzelner Lieder finden hier ihre begeisterten Anhänger. Denn die Mischung aus dem Pathos der frühen U2, der Melancholie von Coldplay und ein paar wirklich eingängigen guten Rocksongs sticht aus den vielen freien Veröffentlichungen der Musikcommunity doch heraus.