Groß hatte „Bild“ getitelt: Ist der Schinkel-Bau noch zu retten? Fürsten-Forsthaus in Prora vor dem totalen Zerfall. Doch bei Nachfragen blieb von dem Artikel kaum was übrig.

Prora ist eigentlich immer eine Meldung wert. Seit Jahren werden immer wieder denkmalgeschützte Gebäude dort verkauft. Doch von einer neuen Nutzung ist kaum was zu sehen. So klagt die Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rügen nicht zu Unrecht. Neben den KdF-Bauten hat Prora durchaus noch mehr zu bieten.

Etwa das 1864 nach dem Vorbild des Jagdschlosses Granitz gebaute Forsthaus. Ein schönes Schlösschen im Stil des Historismus. Hier residierte der Förster des Fürsten zu Putbus. Zu DDR-Zeiten war es Sitz der Forstverwaltung. Seit 15 Jahren steht das Haus leer. Ein erster Käufer hatte ein Projekt entwickelt, aus dem Haus ein Hotel zu machen. Extra dafür wurde der Bebauungsplan geändert, damit ein Ergänzungsbau für 100 Betten gebaut werden kann. Doch offensichtlich fehlte für das Projekt die Finanzierung.

Jetzt soll das denkmalgeschützte Objekt erneut verkauft werden. 495.000 Euro verlangt die in Binz ansässige Classik Immobilien GmbH. Und wirbt ursprünglich mit dem Namen von Karl Friedrich Schinkel als Architekt. Was natürlich nicht sein kann, da Schinkel ja schon 1841 verstorben war. Und auch das Jagdschloss Granitz ist ja kein Schinkel-Bau. Lediglich einen Turm hat er für das Schloss entworfen. 

Hier beginnt die Verwirrung in mehrfacher Hinsicht. Schinkel ist nicht verantwortlich für das Haus. Doch auch die BILD-Zeitung (die sich auf das Expose des Maklers bezog), trägt zum Unsinn bei:  Ist der Schinkel-Bau noch zu retten? Fürsten-Forsthaus in Prora vor dem totalen Zerfall – so die Schlagzeile.

Angesichts des langen Leerstands bestehe dringender Handlungsbedarf, teilte die Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rügen auf Anfrage am Donnerstag mit. Allerdings könne nicht von einem ruinösen Zustand des Bauwerks aus dem Jahr 1864 gesprochen werden. Auch der Makler René Basedow verwies darauf, dass sowohl Dach als auch Mauerwerk in Ordnung seien. Das ziemlich entkernte Gebäude sei vollkommen trocken, betont er. Für einen zahlungskräftigen Investor lohne sich die Sanierung sicherlich, etwa für ein Hotel oder aber für eine Kurklinik. Doch ob ohne den Namen Schinkel jemand wirklich 495.000 Euro für das Forsthaus auszugeben bereit ist?