Man nehme etwas Blues, ein wenig Boogierock a la ZZ Top, füge hier und da Soul hinzu und serviere das Ganze mit Gitarrensounds, die an Texas ebenso erinnern wie an die Kings der Bluesgitarre: Rusty Wright und seine Band haben mit dem aktuellen Album einen Sound gefunden, der auch über die Grenzen der strikten Bluesliebhaber hinaus seine Freunde finden sollte.

Rusty Wright stammt aus Flint (Michigan), das vielen hierzulande eher als Heimat des Dokumentarfilmers Michael Moore bekannt sein dürfte. Aber wer sich für Blues im 21. Jahrhundert interessiert, dem fällt vielleicht auch noch Songwriter/Gitarrist Greg Nagy ein. Rusty Wright allerdings geht in seiner Musik ganz anders vor als dieser Soulblueser. Er würde sich wahrscheinlich auch nicht unbedingt als Bluesman bezeichnen. Seine Musik nennt er „bluecentric“, was meint: Klar steht der Blues im Zentrum. Aber drumherum wird all das gespielt, was Spaß macht und seiner Gitarre den Raum gibt, immer wieder markante Linien abfeuern zu können.

Der Titelsong, mit dem das Album beginnt, ist etwa ein swingender Rhythm & Blues mit fettem Gebläse (oder stammt das von den Keyboards?), das die Zuhörer sofort in Bewegung setzten kann. Beim „Black Hat Boogie“ liefern sich Gitarre und Orgel spannende Duelle, ehe das Ganze in psychedelische Sounds driftet. Es folgen noch klassische Slow-Blues-Stücke, fetziger Rock & Roll und in „Whisky Drinkin Woman“ sogar eine Form von Grunge-Blues.

Eine Wundertüte? Ganz sicher. Aber immer stehen da zwei Dinge im Mittelpunkt und sorgen dafür, dass das Album nicht ein hoffnungslos zerfasernder Mischmasch wird. Das eine ist Wright selbst, der als Sänger und Gitarrist mit Leichtigkeit zwischen den Stilen hin und her wechseln kann. Und das andere sind die Songs: Wright kann einerseits in „Ain‘t That The Blues“ über die bescheidene Wirtschaftslage herziehen (“if you wanna be rich, you better be born that way,”) und andererseits bitterböse Kommentare über betrügerische Frauen abliefern und im nächsten Moment einfach die Schönheit des Sonntags in seiner Corvette ganz ohne Worte besingen. Hier ist ein wirklich toller Songwriter am Werke, der mit seiner Band eine eingeschworene Mannschaft hinter sich weiß, die die Party am Kochen halten kann.

Im Herbst wird er erstmals auch den Weg nach Europa finden – in Deutschland ist zumindest schon ein Konzert fest vereinbart. Wenn Veranstalter dem Album ihr Ohr leihen, werden es hoffentlich noch mehr werden.