David Sinclair hat auf seinem aktuellen Album Strange Paradise 13 musikalische Blickwinkel auf ein befremdliches Paradies eingenommen. Überwiegend akustisch, teilweise mit Wurzeln in der irisch/schottischen Folk-Musik, teilweise aus dem Blues, teilweise einfach nur zeitlos schön. Wer die Gitarre, egal ob akustische oder elektrische, technisch so brillant beherrscht wie der Kanadier mit schottischen Wurzeln David Sinclair, der verdient Gehör zu finden.

Ein musikalischer Blick hinter die Mauern ums Paradies

In guten 43 Minuten umrundet David einmal das Paradies und findet dabei authentische Blickwinkel. Alles beginnt mit einem gefühlvollen ‚prelude‘ auf diesem Album, das in einem schlicht gehaltenen Papp-Cover daher kommt. Nicht viel Extra-Infos, gerade mal die Bestezung und die notwendigen Credits. Da kann sich der Hörer ganz auf das Hören einlassen. Im ’strange paradise‘ marschiert der Protagonist mit kraftvollem Beat im Daumen über die Saiten und durch die unterschiedlichen Abteilungen unseres vermeidlichen Paradieses. Die Gitarre hält, auch in der feinen Improvisation über dem Beat, die gemeinsame Richtung ein, damit sich auch niemand verläuft in diesem sinnlichen Irrgarten der menschlichen Möglichkeiten. Mit ‚windriders‘ macht David Sinclair eine Verbeugung vor den Impulsen von Kanadas First Nation, wie die heutigen Kanadier ihre seit Frühzeiten dort lebenden Indianer bezeichnen. Ob eine Trommel zu hören ist oder der Schlag auf den Resonanzboden der Gitarre lässt sich nicht sicher sagen, in jedem Fall macht es dies Instrumental rund. ‚gracie‘ erzählt uns die Geschichte von Eva, die bekannte Plätze verlasst und die die Menschen, die dort bleiben, einfach nicht ganz verstehen. Da muss dann der alte Freund Alc zu Hilfe gezogen werden – Ausgang ungewiss. Schöne ruhige Ballade mit Mandoline im Overdub. In ’standing stones‘ nimmt David seine schottischen Wurzeln, um ein weiteres Instrumetal vorzustellen. Die Finger flitzen teils wie kleine Kobolde über die Saiten, um dann wieder ganz geordnet im großen Reigen mitzutanzen. ‚gonna find that girl‘ ist ein beswingter Song über die Suche nach der Traumfrau oder doch eher nach dem Grund einfach weiter von Ort zu Ort zu ziehen. Ein wenig slide auf der Dobro, ein leichtes Schlagwerk, eben einfach ein schöner Song um in Bewegung zu bleiben. In dieser gleichzeitig ernsthaften und fröhlichen Leichtigkeit geht David Sinclair auf die übrigen Tracks auf Strange Paradise an. Der Zeigefinger wird nicht erhoben, den braucht er ja für sein virtuoses Spiel auf der Gitarre. Instrumentals und mit Text versehene Songs haben gleichberechtigt Bestand, und auch auf die irisch/schottischen Wurzeln wird noch zurück gegriffen. Über allem aber fasziniert dieses unglaublich saubere und technisch brillante Spiel des Meisters. Einen guten Eindruck erhält auch jeder, der sich das Video anschaut. ‚desperate ones‘ ist der vorletzte Titel des fast 45 Minuten langen Albums des Kanadiers. Da erzählt er auch ein wenig von der eigenen Geschichte. Der Vollständigkeit halber wollen wir auch diejenigen Musiker erwähnen, die mit von der Partie sind, wenn David nicht solo spielt. Da wären Rene West am akustischen Bass und Shawn Soucy an den Drums. Nur in ‚gonna find that girl‘ übernimmt Buff Allen diesen Part. Fazit: Strange Paradise ist ein sehr gehaltvolles Album, das wir uneingeschränkt jedem Liebhaber von erstklassiger Gitarren-Musik empfhelen möchten.