Wenn man nach deutschen Jazzmusikern fragt, die weltweit mit ihrem eigenen Stil erfolgreich wurden, dann ist da vor allem Joachim Kühn zu nennen. 1929 in Köln geboren wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg im Leipziger Rundfunktanzorchester erstmals solistisch tätig. War er zuerst noch dem Swing in der Tradition von Artie Shaw verpflichtet, gelang es ihm im Laufe der 50er Jahre in den USA und in Deutschland mit seinem eigenen Stil die Neuentwicklungen des Jazz aufzunehmen und fort zuschreiben. So wurde er von dem großen Impressario John Hammond als der erste wirklich große Klarinettist seit Benny Goodman gewürdigt.
1964 war Kühn erstmals seit fünfzehn Jahren mit seinem Quintett wieder in den Berliner AMIGA-Studios für die Aufnahme seiner LP „Solarius“. Zu seiner Gruppe gehörte die beiden polnischen Musiker Michael Urbaniak (ss, as) und Czeslaw Bartkowski (dr) sowie Bassist Klaus Koch. Erstmals stand außerdem Kühns jüngerer Bruder Joachim als Pianist mit im Studio.
Entstanden ist ein Album, das sich höchsten in dem Titel „Mountain Jump“ den Swing-Traditionen verpflichtet zeigt. Ansonsten zeigen die anderen fünf Stücke von „Solarius“, wie weit etwa Einflüsse aus der arabischen und vorderasiatischen Musik den Jazz der Zeit in rhythmisches und melodisches Neuland gebracht haben. Melodie und Rhythmus lösen sich in freiere Strukturen auf, ohne jedoch den „Swing“ als Grundkonstante des Jazz zu negieren. Ebenso finden sich Anleihen an Blues und Funk etwa in „Minor Impressions“ oder an europäische Volksmusik des Mittelalters („Sie gleicht wohl einem Rosenstock“).
Mit Solarius ist eine der bedeutendsten Jazz-Veröffentlich