Soulblues, Texasblues und eine akustische Nummer: Seine Herkunft aus der Schweiz hat man seiner Gitarre noch nie angehört. Mit „Home“ hat Philipp Fankhauser ein Studioalbum veröffentlicht, das nah an der Perfektion ist.

Album des Monats März 2015 in der Wasser-Prawda

Wenn die CD mit „Daily Bread“ beginnt, dann wird sofort klar, dass es Fankhauser ernst damit war, so live wie möglich im Studio zu arbeiten. Die akustische Gitarre springt einem förmlich entgegen und liefert dem Sänger die perfekte Begleitung für den von Johnny Copeland geschriebenen Song.

Auch bei den anderen Nummern – elektrisch und bei Bedarf mit voller Honrsection – ist die Energie und der Druck (und bei Bedarf auch die nötige Zurückhaltung: hört einfach mal, wie sie Musiker bei „Rainy Night in Georgia“ Fankhausers Stimme ganz sanft untermalen, ohne jemals beiläufig oder beliebig zu klingen) der Darbietung einer live spielenden Band sofort zu spüren.

Nicht nur als Sänger und Gitarrist ist Fankhauser großartig – nach Jahren, wo er immer wieder auch in den USA unterwegs war, ist er auch ein Songwriter, dem man gerne zuhört. Ob funkige Grooves, treibende Rhythmen oder sanfte Balladen: Fankhauser und seine Band bleiben auf dem Album fern von unvermittelten Stilexkursionen oder Experimenten. Nach Jahrzehnten auf Tour hat dieser Musiker seine musikalische Heimat gefunden und denkt nicht im Traum daran, irgendwelche Rockismen als Zugeständnis an vermeintliche Hörererwartungen zu pflegen. Wie B.B. & The Blues Shacks in Deutschland oder Musiker wie Greg Nagy pflegt er die klassischen Sounds, ohne dabei nach akademischer Lordsiegelbewahrer oder als reiner Retro-Musiker zu klingen. Denn selbst wenn Balladen wie „Once Is Not Enough“ hart an der Schmalzgrenze sind. Immer ist der Bluesman zu hören, der einem an seinen Gefühlen teilhaben lässt und damit die Zuhörer in die Lage versetzt, mit dem eigenen Gefühlschaos umzugehen. So kann der Blues seine Funktion als heilende Musik entfalten. 

„Home“ ist ein zeitlos elegantes Bluesalbum, wie es nicht nur in Europa sehr selten veröffentlicht wird. Schön, dass Fankhauser jetzt endlich auch in Deutschland einen Vertrieb gefunden hat, der diesen Namen verdient. Vielleicht schafft er es ja auch hierzulande, was in der Schweiz schon fast zum normalen Zustand gehört: Ein Einstieg in die normalen Charts wäre ihm zu wünschen.