Ori NaftalyAls Kind habe er immer zu den alten Bluesscheiben aus der elterlichen Plattensammlung gespielt, erzählt Ori Naftaly. Und genau diesen Klang seiner Kindheit habe er mit seinem neuen Album wiederbeleben wollen. Und so lud er Freunde nicht nur aus seiner Heimat Israel sondern auch aus London, Chicago und Israel in die heimischen LUNA-Studios ein. Bei vier live-Sessions entstand dort "A True Friend (Is Hard To Find)". Und das ist ein klassisches Blues- und Soulalbum, das dem Rezensenten erstmals verdeutlichte, wie großartig die Bluesszene Israels ist.

Wenn es um den Klang der Kindheit geht, dann ist klar, dass man dazu die alten Songs spielen muss: Muddy Waters natürlich. Aber auch Son House, Elmore James oder James Brown. Die Songauswahl ist bei diesem Album nicht das wirklich Überraschende. Sondern die Vitalität und Spielfreude von Gitarrist Naftaly und seiner Band. Und vor allem auch die Power der Gäste am Gesangsmikrophon.

Da ist etwa Sagol 59, der in den letzten Jahren sechs Alben als Hiphop-Sänger und MC veröffentlicht hat und zu den Initiatoren der Hiphopszene Israels überhaupt zählt. Inzwischen ist er zu seiner ursprünglichen Liebe zu Blues und Rock zürück gekehrt. Und das merkt man, wenn man ihn "Can't Get No Grindin'" oder "Don't Go No Further" singen hört: Trifft Elmore James auf die heftigeren Nachahmer vom Schlage eines George Thorogood.

Als einer der Gründer einer israelischen Bluesszene zählt der in den USA geborene Dov Hammer. Der wurde damals durch den Film "Blues Brothers" – und besonders durch den Auftritt von John Lee Hooker vor dem Soul Food Cafe infiziert. Begann er ursprünglich als Bassist wechselte er während des Wehrdienstes schnell zur Bluesharp. Das Instrument passt einfach besser in die Hosentasche…. Gelernt hat er das Instrument ebensosehr durch das Hören auf die Platten der Klassiker wie Sonny Boy Williamson II oder Little Walter wie durch das Nachahmen etwa von Saxophonisten oder Pianisten in den Bands, die er live hören konnte. Und so ist sein "Help Me" keine sture Neuauflage des Chicago-Blues sondern eher eine Neuinterpretation aus dem Blickwinkel des britischen Rhythm & Blues der späten 60er. Led Zeppelin und gar Deep Purple zählt der Gitarrist und Bluesharpspieler Dor Nagar zu seinen weiteren Einflüssen neben dem klassischen Chicago-Blues. Und dann ist da noch diese unwahrscheinliche Blues-& Soulstimme von Eleanor Tsaig, die es schafft, den Titelsong mit einer Power und gleichzeitig Leichtigkeit zu interpretieren, dass Vergleiche zu Ruthie Foster oder Rory Block nicht wirklich weit her geholt sind.

Als "ausländische" Gäste hatte Naftaly den in London lebenden Soulsänger Roy Young ebenso eingeladen wie Nave, die Sängerin der amerikanischen Band Tempa and the Tantrums.

"A True Friend (Is Hard To Find)" – ein mehr als willkommenes Fundstück auf einer für mich bislang noch weißen Gegend der Blues-Landkarte. Und natürlich auch – hier hatte Ori Naftaly eine richtige Idee – eine Reise in die Zeit, als man den Blues in seinem Leben völlig neu entdeckte. So frisch wie hier, haben für mich die Klassiker in letzter Zeit selten geklungen.