CoverMichael Gruber: Shakespeares Labyrinth

Taschenbuch: 583 Seiten Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1 (24. Januar 2011) ISBN-10: 3746626420 ISBN-13: 978-3746626420 Originaltitel: The Book of Air and Shadow

Leben und Werk von William Shakespeare haben in den letzten Jahrhunderten immer wieder zu literarischen und wissenschaftlichen Weitschweifigkeiten herhalten müssen. Zu groß ist der Reiz zu entschlüsseln, was sich hinter diesem außerhalb seines Werkes so wenig dokumentierten und greifbaren Autoren für ein Mensch verbarg. Und für manche Fanatiker mag die Auffindung eines noch unbekannten Stückes des Dramatikers mit dem legendären 30. Lied von Robert Johnson gleichkommen – quasi der Heilige Gral des Literaturwissenschaftlers.

Allerdings ist Michael Grubers "Buch von Luft und Schatten", wie der Originaltitel verheißt, kein ernsthafter literaturwissenschaftlicher Exkurs sondern ein Unterhaltungsroman. Kein schlechter, aber auch kein wirklich guter. Und ein Thriller ist es wahrhaftig auch nicht. Aber fangen wir mit der Story an:

Ein Möchtegern-Filmstudent arbeitet aus Finanzgründen in einem Antiquariat. Und in Büchumschlägen entdeckt er gemeinsam mit "der Frau" Manuskripte, bei denen es sich um Briefe aus dem 17. Jahrhundert handeln könnte. Und in denen wird auch Shakespeare erwähnt. Allerdings ist ein großer Teil der Briefe verschlüsselt. Ein Urheberrechtsanwalt erhält von einem britischen Literaturprofessor einen Packen der Briefe und hängt somit bald drin in einer Geschichte voller seltsamer Verfolgungsjagden. Das ist alles recht ordentlich geschrieben, krankt aber zu sehr an dem zu großen literarischen Wollen des Autors: Zuviel Hintergrund bei den Personen macht die Handlungen nicht wirklich einsichtiger sondern bremst das Werk lediglich und hat letztlich mit den Entscheidungen der Protagonisten nur am Rande zu tun.

Die besten Teile des Romans sind denn auch die zwischengestreuten Manuskripte des in Shakespeares Theatergruppe geschleußten Spions, der den Dramatiker zu einem Stück über die schottische Königin Maria Stuart verleitet, um ihn "papistischer" Umtriebe anklagen zu können. Diese Fabuliererei über Shakespeares Umfeld, über die gesellschaftliche Situation seines Lebens macht Spaß und neugierig, die alten Stücke mal wieder neu zu lesen oder auf der Bühne zu verfolgen. Bloß der Roman rundherum, den hätte sich Gruber sparen können. Es gibt schon zu oft die Russenmafia in New York, als dass sie noch irgendwie als Verschwörungspartner taugen würde. Schon gar nicht, wenn sich Mafiosi plötzlich als kulturinteressierte Quasi-Mäzene herausstellen. Das ist unnötige Schaumschlägerei und schadet dem Roman nur. Ansonsten: Man kann "Shakespeares Labyrinth" durchaus als Zeitvertreib an einem langweiligen Abend verschlingen. Nur sollte man eben nicht zu logisch an den Aufbau des Werkes heran gehen.