naomi-band-photoWenn es beim führenden Label für Retro-Soul&Funk Daptone Records eine Konkurrenz geben könnte für Sharon Jones, dann ist das Naomi Shelton. Nachdem sie jahrelang in New Yorker Clubs live unterwegs war, erschien 2009 ihr erstes Album.

Es ist erstaunlich, wie konsequent Daptone Records an ihrem Programm fest halten, nur „echte“ Soul- und Funkplatten zu veröffentlichen. Hier wird nie nach aktuellen Trends gehascht. Bei Songauswahl, Interpretation und Instrumentierung werden ebenso die Ideale der großen Zeit des Soul festgehalten wie bei den analogen Produktionen im Labeleigenen Studio. Die Ergebnisse sind dann ebenso zeitlos wie Aufnahmen etwa von Stax oder Atlantic in den 60ern. Lange gab es aber (trotz der Beihilfen etwa für die Aufnahmen von Amy Winehouse) niemanden, der Sharon Jones hier das Wasser reichen konnte. Bis 2009 die erste LP von Naomi Shelton auf dem Markt erschien. Zwar gehörte die Sängerin schon lang zum Label und zu den Live-Programmen. Und noch viel länger war die Sängerin aus Alabama in der New Yorker Clubszene aktiv.

What Have You Done, My Brother? ist trotz des Bandnamens (und einiger Klassiker des Gospel) ein echtes Soulalbum geworden (auch wenn man jeder Note der Sängerin  ihre langen Erfahrungen im Kirchengesang anhört und beispielsweise die Orgel sehr stark an Gospelarrangements erinnert – ich erinnere hier nur an das großartige „Don’t Give Up On Me“-Album von Solomon Burke). Sie präsentiert Stücke von Songschreibern des Labels ebenso wie Klassiker (großartig beispielsweise ihre sehr persönliche Lesart von „A Change is Gonna Come“ von Sam Cooke). Doch man hört den Unterschied der Zeiten  einfach nicht. Jedes Stück ist klassischer Soul, der von der Altstimme Sheltons getragen wird. Begleitet wird sie dabei von ihren „Gospel Queens“ als Backgroundsängerinnen und von Musikern der Dap Kings und ihrer eigenen Live-Gruppe.Bleibt zu hoffen, dass nicht wieder Jahrzehte vergehen, bis das nächste Album von Naomi Shelton erscheint. Schließlich ist sie bereits deutlich über sechzig Jahre alt.