Vor vielen Jahren wurde mir hinter vorgehaltener Hand als Geheimtipp gesagt, dass die Mojo Blues Band die beste Blues Band Europas sei. Viele Jahre später hatte ich Gelegenheit, die bester Blues Band Europas in Jazzkeller in Wien und noch mal hier auf der Staudacher Musikbühne zu hören. Und sie gehören garantiert zu der Kategorie beste Blues Band Europas. Letztes Jahr hat nun die Mojo Blues Band ihr viertes Album in diesem Jahrtausend „Walk the bridge“ veröffentlich. Es ist eine Doppel-CD mit 30 Songs, wobei 22 Songs aus der Feder der Herren Eric Trauner, Siggi Fassl, Charlie Furthner, Herfried Knapp und Didi Matterberger stammen.
Stilistisch ist es der ganz normale Blues, aber jetzt das große Aber: Die Songs sind mit einer solchen Groove eingespielt, der sofort Laune macht und den Zuhörer nervös auf dem Stuhl herumrutschen lässt. Das Knie zittert, der Fuß klopft den Takt und die eigene Stimme hebt zum Duettgesang mit Erik Trauner oder Siggi Fassl an. Was die Mojo Blues Band hier bringt ist die ganze Bandbreite des Blues, wie sie ihm im Süden der USA spielen: Swamp, Cajun und New Orleans Sound, das Feeling aus Mississippi, Alabama und Georgia kombiniert mit den schnellen Boogies vom Charlie Furthner. Der Song „I‘m New Orleans bound“ bringt den Sound auf den Punkt. Auf der CD singen sowohl Erik Trauner wie auch der Gitarrist Siggi Fassl in wirklich unterschiedlicher Weise. Da es hier eine Vielfalt von Sounds und Instrumentierungen gibt, wird das Album zu keinem Zeitpunkt langweilig. Es werden zwar die immer gleichen Themen wie Frauen und der Blues als Lebensinhalt besungen, aber auch der genervte Mann neben der nach Smartphone und Facebook süchtigen Frau kommt vor. Das Lebensmotto aller Blueser hat Eric Trauner auf der zweiten Scheibe zusammengefasst: “The Blues is all I wanna sing until I lay my body down”.
Was mir an diesem Album besonders gefällt ist das Tempo, das vor allem vom Drummer Didi Mattersberger und von der linken Klavierhand von Charly Furthner geprägt ist. Der unschlagbare Upright Bass wird von Herfried Knapp gespielt. Der gesamte Drive kommt schnell und präzise wie ein Uhrwerk, wobei wir hier kein lahmes Quarzuhrwerk vorfinden, sondern die von einer lebende Unruh getriebene Rhythmusgruppe der Mojo Blues Band. Mit dem Erik Trauner und der Siggi Fassl erleben wir unterschiedliche Gesangsstücke zwischen Blues und Ballade und vielfältiges Gitarrenspiel: Erik ausgeprägtes Slidespiel in „Alimony, Alimony“ oder zum Gesangsduett „You must be traveling“ zeugen von Feeling und Handwerk. In Wien hat mir Siggi Fassl zu meinem Erstauen das Spiel des Blues auf einer Lap Steel Gitarre gezeigt, die ich bis dato nur von Hawaiimusik kannte (NB: Mittlerweile habe ich selbst 3 Lapsteels). Siggi Fassl spielt also nicht nur eine sauber und schnelle Jazz- und Bluesgitarre, sondern setzt seine Lapsteel bei Stücken wie „Siggi’s lap steel Blues“ oder dem „Blue guitar stomp“ ein. Von dem Bekenntnis-Song “ Walk the bridge“ gibt es auch eine zweite Radioversion, ebenso von den superschnellen Song “She’s a hot mamacita“ mit eine alternativen Take. Was besonders wohltuend hervorscheint sind die schnellen Boogies von Charly Furthner. Eine linke Hand, die Tempo und Rhythmus macht und eine rechte Hand für die virtuosen Boogie-Solos. Für mich immer eine tolle stilistische Alternative zum typischen Gitarrenblues unserer Zeit.
Ein Teil des Sounds der CD kommt natürlich auch von der Brass Section, wie es bei einer New-Orleans-bound Band nicht fehlen darf. Paul Chuey steht hier am Tenor- und Altosax und trägt mit dem Instrumental „Paul’s Shuffle“ auch zu den 30 Songs bei.
Diese Doppel-CD zeigt die ganz Bandbreite des Blues, gespielt von einer der besten europäischen Blues Bands mit internationaler Erfahrung. Daher unbedingt zu empfehlen. Leider macht sich die Mojo Blues Band in Deutschland ziemlich rar. Daher bin ich froh um die CD und das Konzert am 15. März in Puchheim, von wo die Wasser-Prawda mit einem Interview der Mojo Blues Band und einem Konzertreview berichten wird.