Er wird als „Vater der E-Gitarre“ verehrt. Les Paul, der am 9. Juni 1915 geboren wurde, ist bekannt geworden als einer der besten Gitarristen. Und er hat zahlreiche Aufnahmemethoden entwickelt, die noch heute zum Standard in Tonstudios gehörten. Noch als 94jähriger tritt er jeden Montag im New Yorker Iridium Jazz Club auf.
Er war nicht der erste Erfinder, der elektrische Gitarren produzierte. Doch seine Entwicklung der Vollholz-E-Gitarre machte den Sound des Rock’n’Roll erst möglich. Und Methoden wie Mehrspuraufnahmen oder Overdubbing sind aus der Produktion von Popmusik nicht mehr wegzudenken. Doch noch heute wundern sich Menschen, dass Les Paul a) keine Gitarre ist und b) überhaupt noch am Leben ist. Am 9. Juni wird der Gitarrist und Erfinder seinen 91. Geburtstag feiern.
Schon als Teenager hatte er sich als Bastler hervorgetan. Les Paul, geboren am 9. Juni 1915 in der Kleinstadt Waukesha, baute sich etwa mit Hilfe von Büchern aus der Stadtbücherei einen Verstärker für seine Gitarre. Denn bereits als 13jähriger trat er halbprofessionell als Country-Gitarrist auf. Mit 17 verließ er die High School, um einer Band in St. Louis beizutreten. In den 30er Jahren spielte er vorrangig Jazz für einen Radiosender in Chicago. Doch auf Platten veröffentlichte er ab 1936 auch Hillbilly-Music und Blues, etwa als Begleiter der Sängerin Georgia White.
Elektrische Gitarren waren zu der Zeit schon einige im Handel – doch der Bastler war mit deren Qualität nicht zufrieden. Also begann er damit, eigene Instrumente zu entwerfen. Als Ergebnis entstand die noch heute gebräuchliche Solid-Body-Gitarre, die keine eigenen Schalllöcher mehr hat sondern allein durch die Tonabnehmer verstärkt wird. Bei den damals erhältlichen E-Gitarren sorgte die Schallresonanz der Instrumente für Vibrationen, die zu Rückkopplungen führten. 1941 entwarf er den Prototyp der später weltberühmten Gitarre in den Räumen der Firma Epiphone, deren Werkstätten er nutzen durfte. Versehen wurde das schlicht als „Holzklotz“ titulierte Instrument mit von Les Paul selbst entwickelten Tonabnehmern. Doch das Aussehen schockierte die Zuhörer – und so setzte er den Holzklotz mit Hals in eine zerteilte Epiphone-Gitarre.
1943 war er nach Hollywood gezogen und spielte dort unter anderem als Begleiter von Nat King Cole oder den Andrews Sisters. Seinen Holzklotz bot er den Gitarrenbauern der Firma Gibson an. Die waren aber nicht begeistert von dem Konzept. Erst 1952 brachten sie das Les Paul-Modell auf den Markt.
Mittlerweile war der Tüftler auf andere Neuerungen gestoßen, die in der Entwicklung der Popmusik revolutionär wirken sollten. So stellte er 1947 die erste Multi-Track-Aufnahme vor. Auf Lover (When You’re Near Me) hatte er acht unterschiedliche Gitarren-Parts gespielt. Gemeinsam mit Mary Ford, die er 1949 heiratete, nahm er in den 50er Jahren zahlreiche Hits auf und war auch in einer eigenen Fernsehshow zu erleben. Neben dem Einsatz technischer Effekte wie dem Overdubbing beauftragte er auch Firmen mit der Enwciklung von Mehrspurrekordern.
In den 60er Jahren zog er sich aus dem Musikgeschäft weitgehend zurück. Nur noch sporadisch tauchte er im Studio auf. Doch seit 2004 ist er jede Woche live im New Yorker Jazzclub Iridium zu erleben. Und dort tritt er mit all den Gitarristen und anderen Musikern auf, die von ihm in den letzten Jahrzehnten beinflußt wurden. Einige von ihnen sind auch auf dem 2005 erschienenen Album Les Paul & Friends_ American Made, World Played vertreten: Eric Clapton, Jeff Beck, Peter Frampton oder Richie Sambora. Wer allerdings an seinem 94. Geburtstag mit ihm auf der Bühne jammen wird, das wird so geheim gehalten, wie grundsätzlich bei seinen montäglichen Auftritten.