Mit der Einbeziehung der Samplingtechnik in die Popmusik legten Depeche Mode 1983 ein musikalisch revolutionäres Album vor. Das in West-Berlin aufgenommene Construction Time Again führt erstmals Alan Wilder als Bandmitglied auf.

Die musikalische Revolution! Nachdem der Untergang der Band prophezeit wurde, legten Depeche Mode 1983 mit „Construction Time Again“ (aufgenommen in Berlin-West) ein wesentlich anspruchsvolleres Album vor. Klanglich bauen sie als eine der ersten Bands die Samplingtechnik in ihre Lieder ein. Damals galt diese Technik in Verbindung mit melodiöser Pop-Musik als revolutionär. Textlich versucht sich die Band erstmals in politischisch Äusserungen, welche noch etwas naiv wirken. Auch personell verändert sich die Band. Alan Wilder wurde als vollwertiges Bandmitglied integriert. Der ausgewiesene Soundtüftler mit seinem Faible für ausgefallene Soundarrangements hatte bei der Klanggebung des Albums grosse Anteile.

Das mit Industrialelementen durchsetzte experimentell-elektronische Album – beeinflusst von der Musik Kraftwerks, den Einstürzenden Neubauten und dem Japaner Ryuichi Sakamoto * – bietet eine Fülle guter Songs, wie beispielsweise das akzelerierende „More than a party“. Dieser Song ist einfach mitreissend. Das von Martin Gore gesungene „Pipeline“, ein reiner Sample-Song und einer meiner Lieblingssongs, wirkt auf mich hypnotisch. Mit der ersten Singleauskopplung „Everything counts“ hat Depeche Mode ausserdem einen der Band-Klassiker geschaffen. In meinen Augen ist dieser Song nicht der Stärkste auf dem Album, aber das ist ja wie immer im Leben reine Geschmackssache. Eigentlich kann man an diesem Album nicht viel kritisieren. Ich finde es durchweg gelungen – bis auf den Opener „Love in itself“. Damit kann ich nicht viel anfangen – der Song ist mir dann doch etwas zu schräg.

Hörempfehlungen: Alle Songs – ausser „Love in itself“
* Info: Ryuichi Sakamoto gründete zusammen mit Haruomi Hosono und Yukihiro Takahashi in den 70gern die extrem einflussreiche japanische Elektropop-Band „Yellow Magic Orchestra“, die in Asien ungefähr einen Stellenwert hatte wie „Kraftwerk“ in Europa.