Ob sie ihren Vorbildern wie Etta James, Aretha Franklin und Diana Ross Tribut zollt, oder ob sie eigene Lieder sings – Lauren Mitchell ist eine Sängerin, die mit der Power und Vielseitigkeit ihrer Stimme den Hörer sofort gefangen nehmen kann. Ihr aktuelles Album „Desire“ wurde in Los Angeles von Tony Braunagel produziert, der auch schon mit Bonnie Raitt, Taj Mahal und Robert Cray gearbeitet hat.

Die Wahl von Songs kann schon viel aussagen über eine Künstlerin. Gerade junge Musiker wählen sich gern die übergroßen Klassiker um zu zeigen: hört her – ich bin in der Lage, Stücke wie „I’d Rather Go Blind“ zu singen. Genau das macht Lauren Mitchell nicht. Wenn sie sich Werke ihrer Vorbilder auswählt, dann nimmt sie die unbekannteren Stücke, um ihnen dann voller Respekt ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Von Etta James finden sich auf „Desire“ gleich zwei Nummern. Und schon der Opener „I don’t need nobody (how to treat my man)“ wird bei ihr zum Statement einer powervollen Frau, die sich auch durch Schicksalsschläge nicht aus der Bahn werfen lässt. Andere Nummern auf diesem Album stammen aus dem Repertoire von Diana Ross und Aretha Franklin. Und auch hier wird nicht das Original kopiert sondern werden die Stücke in den teils eleganten, doch noch öfter rauhen und kratzbürstigen Soulblues von Mitchell importiert. Der knochentrockene Funk des „Anti-Love-Song“ von Betty Davis kommt dem Sound von Mitchell dabei besonders entgegen: Hier ist eine Künstlerin am Mikrophon, die bewusst ihre Reize einsetzt und mit der sexuellen Attraktion spielt, ohne die große Liebe vorzugaukeln.

Zusammen mit den Songs, die Mitchell gemeinsam mit Sheri Nadelman geschrieben hat, ergibt sich das Album einer Künstlerin, die sich auch vor heftigen persönlichen Schicksalsschlägen nicht aus der Bahn werfen lässt. „Desire“ ist ein faszinierendes Album mit Songs zwischen Party und Trauer, Kraft und der Weigerung aufzugeben. Genau so muss Blues heute gesungen werden!