In Italien gilt der Songwriter und Gitarrist Andrea Laino als großes Talent, das schon auf den wichtigsten Bluesfestivals spielte. Jetzt erscheint mit „The Dust I Own“ das erste lange Album von Laino mit seiner Band Broken Seeds beim deutschen Label off label records, eine Sammlung von Bluessongs aus dem Blickwinkel und mit der Energie eines Straßenmusikers.

Man kann die Väter des Blues auf verschiedene Weise ehren. Man kann etwa ihren Stil bis in die letzten Feinheiten kopieren und ihre Musik damit als moderne Klassik zu etablieren suchen. Oder man macht es wie Andrea Laino: Erzähl deine eigenen Geschichten mit der gleichen Energie und Hingabe wie etwa Mississippi John Hurt. Doch verleugne niemals dabei die Geschichte zwischen dem Delta zu Beginn des 20. Jahrhunderts und europäischen Städten der Gegenwart. 

Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Gaetano Alfonsi und Sousaphonspieler Mauro Ottolini hat Laino eine musikalische Sprache gefunden, die musikalisch und im Geist ganz im alten Blues verpflichtet ist. Doch immer wieder bricht der Songwriter auch in typische Rockspielweisen aus, erinnert er auch mal an die Musik von Tom Waits oder Tony Joe White. Seine Songs erzählen vom Alltag in den Nebenstraßen aus dem Blickwinkel eines Straßenmusikers. 

Komponiert wurden die Songs alle in einer einzigen offenen Gitarrenstimmung. Doch wer hier Eintönigkeit erwartet, der wird immer wieder überrascht: Mal melancholisch zurückgenommen, mal dreckig losrockend, mal akustisch mit Dobro oder auch dem Diddley Bow kommen die Songs daher. Manchmal driften sie fast in psychedelische Klangwelten davon, um im nächsten Moment wieder ganz in der Formensprache der alten Bluessongs anzukommen. Die Produktion des Albums mit Vintage-Equipement sorgt dafür, dass die Energie der Band den Hörer immer wieder direkt aus den Boxen anspringt, so wie einen ein guter Straßenmusiker immer wieder neu packen kann, wenn man in seinem Umkreis durch die Straßen läuft.  

„The Dust I Own“ ist das Album eines Songwriters, der aus seinen musikalischen Wuzeln eine eigene musikalische Sprache entwickelt hat. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Debüt nur der Anfang einer langen Geschichte ist. Wer Blues ohne Klischees und mit Ecken und Kanten mag, wird diese Scheibe lieben!