Er kommt aus Brighton in Großbritannien. Doch seine musikalische Sprache ist der Blues in der Nachfolge von Charley Patton, John Lee Hooker und des North Mississippi County. 2013 veröffentlichte Toby Barelli aka King Size Slim mit „Milk Drunk“ sein Debüt und rückt damit in eine Liga von Musikern wie Reverend Peyton, „Sir“ Oliver Mally und Seasick Steve auf.

Ich bin kein Fan davon, Musik oder andere Kunst nach ihrer Relevanz zu beurteilen. Relevanz ist kein objektiver Maßstab sondern lediglich ein subjektiver, der mehr für die Meinung des Rezensenten als für die Musik an sich steht. Für mich zählen bei der Frage danach, ob ich ein Album empfehlen kann, meist andere Kriterien, auch wenn diese oft ähnlich subjektive Maßstäbe sind. Eines ist die Frage danach, ob der Künstler bereit ist, gerade in einer eigentlich historischen Form über die tradierten Klischees hinaus zu denken und sie zur Betrachtung unserer heutigen Zeit zu machen. Kein Bluesmusiker aus Europa kann für sich guten Gewissens das Label „Roots Blues“ in Anspruch nehmen und sich verzweifelt an Texten über Baumwollfelder, Mojos oder die Dämme des Mississippi festklammern, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben.

In Stücken wie „Rising Spring“ singt King Size Slim von der Notwendigkeit, die Gesellschaft zu verändern. Er singt davon, die Stadt mit seinem Boogie aufzuwecken. Hier ist kein Leisetreter a la Keb‘ Mo an der Gitarre, sondern einer, den man sich gut auch als Kopf einer Punkband in den 80ern hätte vorstellen können: Blues als Protest, als Widerspiegelung einer gesellschaftlichen Unzufriedenheit.

Die Musik dazu? Mal hört man die stoischen Rhythmen von John Lee Hooker, mal einen ganz eigenen zur Trance verleitenden Blues, der an die Hügel im nördlichen Mississippi erinnert. Meist spielt Slim allein auf dem Album, singt mit sich im Chor und sorgt für die Rhythmen. Nur ab und zu holt er sich ein paar Mitstreiter hinzu. Insgesamt: Ein wirklich überzeugendes Debüt!