Eine keltische Untergrundorganisation tötet einen finnischen Segler, der hinter ihre Geheimnisse gekommen war und eine als Menschenopfer gedachte Druidin rettete. Der Erzähler und sein bücher- und weinversessener Freund machen sich mitten im Winter auf die Reise nach Schottland.
Irgendein nicht wirklich weiser Mann hat mal die Behauptung aufgestellt, Segeln wäre die langsamste, unbequemste und teuerste Methode von einem Ort zum anderen zu kommen. Der Mensch hatte offensichtlich weder als Kind davon geträumt, Segelschiffkapitän zu werden, noch ist er jemals wirklich gesegelt.
Wenn ich vom Segeln rede, dann meine ich nicht die hochtechnisierte Sportvariante, die jenseits jeglicher Bezahlbarkeit nach Rekorden hastet. Nein, mir geht es dabei um die direkte Auseinandersetzung mit Boot, Wind und Meer in irgendwelchen kleinen Booten. Und dieser direkte Kampf mit den Elementen findet sich für schlechtes Wetter und leere Brieftaschen auch in literarischer Form.
Erskine Childers „Rätsel der Sandbank“ (Riddle of the sands) dürfte fast das erste zumindest literarisch bedeutende Werk dieser Gattung sein: Ein Boot, zwei Männer, die friesische Küste im Herbst – und dazu noch ein wenig Liebe, ne Menge Spionage und paar böse Deutsche. Das Buch muss man einfach gelesen haben. Und wer sich von hölzernen Schauspielerleistungen und getürkten Segelaufnahmen nicht abschrecken lässt, kann sogar Spaß bei der Fernsehserie haben, die der NDR vor Jahrzehnten daraus gemacht hat. Nur vor der 90 Minuten Kurzfassung muss ich hier eindeutig warnen: Da ist jegliche Segelromantik rausgeschnitten und einem „flüssigen“ Erzählstil geopfert worden.
Im Prinzip einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Schwede Björn Larsson mit seinem Buch „Der Keltische Ring“ (der als alter Segler natürlich auch auf Childers hinweist). Die Story ist ziemlich krude: eine keltische Untergrundorganisation tötet einen finnischen Segler, der hinter ihre Geheimnisse gekommen war und eine als Menschenopfer gedachte Druidin rettete. Der Erzähler (dem des Finnen Logbuch in die Hände fiel) und sein bücher- und weinversessener Freund machen sich mitten im Winter auf die Tour nach Schottland, um hinter die Geschichte zu kommen. Es folgt jede Menge Segelei, Seekrankheit, kreuzende Ölplattformen auf der Nordsee und brechende Schleusentore auf schottischen Kanälen. Dazu noch Mordanschläge, Gastfreundschaft und Whisky-Saufereien.
Die Idee einer keltischen Untergrundbewegung klingt erst mal ganz schön krude, doch wenn man sich anschaut, wie in Nordirland, in Schottland und letztlich auch in Wales immer mehr Nationalisten an Einfluss gewinnen und zur Loslösung vom Vereinigten Königreich aufrufen, ist das plötzlich nicht mehr ganz so seltsam. Natürlich ist wirklich die Frage, wie viel der auf die Schrift so konsequent verzichtenden Kultur der Kelten mündlich bis heute überlebt hat, ob das ausreicht, eine solche geistige Untergrundbewegung zu tragen. Oder sind die Druiden heute nicht doch eher die kuttentragenden Spinner, die zur Sonnenwende durch Stonehenge hüpfen? Das bleibt im Buch letztlich ebenso ungeklärt wie die Zukunft der geretteten Druidin und des in sie verliebten Büchernarren. Und das ist auch gut so.
Björn Larsson „Der Keltische Ring“