Stationen der Liebe könnte man als Thema des aktuellen Albums von Keimzeit ausmachen. Und manchmal ist die alte Magie wieder da, die Platten dieser Band oft so einzigartig machte.
Keimzeit ist für mich fast eine Glaubensfrage. Es gab Jahre, da waren die besten deutschsprachigen Platten von dieser Band. Und live hatten sie eh kaum eine Konkurrenz. Unvergleichlich die nur scheinbar kindliche Naivität von den frühen Alben wie "Irrenhaus", "Kapitel 11" oder auch "Primeln und Elefanten". Doch irgendwann ging die Band um Norbert Leisegang verloren, zuerst im "Elektromagnetischen Feld" und später in der Beliebigkeit. Und so hab ich seit Jahren sämtliche Neuveröffentlichungen ignoriert. Nur um jetzt doch mal wieder zu hören, ob es Änderungen gibt.
Und wenn der Opener "Dieses Mal" erklingt, ist fast alles vergeben: Das ist mal wieder ein typischer Keimzeitsong voller musikalischer und textlicher Ideen. Ein Lied, in das man sich einfach fallen lassen kann und weiß: hier ist man genau am richtigen Ort. Auch "Seltsamer Vogel" ist noch so richtig altmodisch Keimzeit. "Oh – Oh – Oh" ist bei aller Unentschiedenheit ein schöner Rocksong. Und "Das Urteil"? So ein tieftrauriges Lied über das Ende einer Beziehung ist lang nicht geschrieben worden in deutscher Sprache.
Doch dann – so wie die Themen der Lieder immer trauriger werden – werden auch die musikalischen Ideen belangloser. Kaum gehört sind die Stücke auch schon wieder aus dem Sinn verschwunden. Die Melancholie ist nicht mehr einladend sondern banal. Schade!
Label: Comic Held (edel)