Greifswald – Ihre Entscheidung bereut sie nicht. Mit 16 wechselte Lydia Rinecker von der geliebten Violine zur Bratsche. Heute Abend ist sie die Solistin des 3. Philharmonischen Konzerts am Theater Vorpommern.

„Es war eine große Überraschung“, erinnert sie sich. Vor einem Jahr besuchte sie die von der Stralsunder Brahmsgesellschaft organisierte Meisterklasse für Viola. Bei der Bratschensoirée im Foyer des Stralsunder Musentempels hinterließ nicht allein beim Publikum großen Eindruck. GMD Karl Prokopetz war so begeistert von ihrem kernigen Spiel, dass er sie vom Fleck weg engagierte.

„Es wäre schade gewesen, so eine Gelegenheit zu verschenken“, sagt dieser. Bei der Auswahl des Solokonzerts ging der Generalmusikdirektor von dem leidenschaftlichen Spiel und dem kraftvollen Ton Lydia Rineckers aus. „Das Werk sollte zu ihr passen“, so Prokopetz. Allerdings kamen dafür die Klassiker der Violaliteratur wie die Konzerte von Franz Anton Hoffmeister, Carl Stamitz oder Béla Bartók nicht in Frage. Auf Miklós Rózsas
Konzert für Viola und Orchester op. 37 stieß er dank einer Empfehlung. „Das Stück ist ein Geschenk“, findet er.

Für seine Musik zum Film „Ben Hur“ erhielt der ungarisch-amerikanische Komponist Rózsa 1960 einen Oscar. „Es macht unglaublich viel Spaß zu spielen“, wirft Lydia Rinecker ein. „Als Bratscher haben wir kein romantisches Konzert. Das Werk kommt dem am ehesten entgegen.“ Seit dem letzten Sommer studiert sie ihre Partie.

Viel ist seit dem Meisterkurs in der Weltkulturerbestadt am Sund vor einem Jahr passiert. In Würzburg erspielte sie sich beim Wettbewerb der Viola-Stiftung Walter Witte den dritten Platz. Von der Jütting-Stiftung erhielt sie ein Stipendium und Erfahrungen mit Orchester sammelte Lydia Rienecker mit der Aufführung des Telemannkonzerts. Von der Hochschule für Musik Franz Liszt wechselte die gebürtige Meiningerin nach Berlin an die Hochschule für Musik Hanns Eisler.

Zu ihrem Weimarer Professor Erich Wolfgang Krüger hält die Zweiundzwanzigjährige den Kontakt. Ihm verdankt sie den Schritt zur Viola. Jener hörte sie bei einem Klassenabend des Hochbegabtenzentrums der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, gewann sie als sowohl als Schülerin als auch als Studentin. „Bei Lydia Rinecker ist jeder Ton gestaltet. Sie spielt mit Hingabe und besitzt eine hohe musikalische Intelligenz“, so Prof. Erich Krüger. Miklós Rózsas Violakonzert war auch für ihn neu. „Es ist total spannend und es wird eine tolle Aufführung“, sagt er. Den letzten Schliff holte sich Lyia Rinecker bei der diesjährigen dritten Meisterklasse in Stralsund. Besten Zuspruch erhielt sie für die mit Daniel Heide am Klavier dargebotenen Auszüge aus dem Rózsakonzert bei Vorspielen des Kurses in der SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen-Hohenwieden und im Foyer des Stralsunder Theaters. Beide Male vor bis auf den letzten Platz besetzten Sälen. „Es ist spannende Musik und gehört zur Weltliteratur“, finden die Flötistin Claudia Otto und der Klarinettist Laszló Sandor vom Philharmonischen Orchester Vorpommern. Dies treffe auch für Franz Liszts 
“Ungarische Rhapsodie Nr. 2“ in d-Moll,

Béla Bartóks 
“Tanzsuite“ und Zoltán Kodály
Variationen über das ungarische Volkslied „Der Pfau“ zu. Ganz im Zeichen der ungarischen Musik steht damit das 3. Philharmonische Konzert.

BU: Lydia Rinecker ist die Solistin des 3. Philharmonischen Konzerts heute Abend am Theater Vorpommern. Foto: Uwe Roßner