Stax wollte ihn als Nachfolger für den zu früh verstorbenen Otis Redding aufbauen. Eigentlich hatte Johnnie Taylor seine Qualitäten mehr als Blues- und Gospelsänger. Doch erst in der Disco-Ära konnte er einige seiner größten Hits verzeichnen.
Auch wenn Johnnie Taylor in seinem Leben etliche Hits verzeichnen konnte, gehört er doch zu den eher Unbekannten der Soulszene zumindest in Deutschland. Im Laufe seiner Karriere von Ende der 50er Jahre bis zu seinem Tod hat der ausdrucksstarke Sänger und Songschreiber Gospel und Soul ebenso bedient wie Blues, Pop und Disco.
Als Johnnie Harrison Taylor wurde er am 5. Mai 1938 in Crawford, Arkansas, geboren und wuchs in der Nähe von West Memphis auf. Musikalisch waren seine ersten Einflüsse Gospel und Blues, schließlich war Mundharmonika-Ass Junior Parker („Mystery Train“) sein Nachbar. Anfang der 50er Jahre war Taylor als Mitglied der Doo-Wop-Gruppe Five Echoes erstmals in einem Plattenstudio. Ihre Single ging damals unter. Doch sein Lead-Gesang fiel auf, war er doch dem von Sam Cooke sehr änlich. Als der seine Solokarriere begann, wurde Taylor 1957 sein Nachfolger bei den Soul Stirrers. Für zwei Jahre war er mit der erfolgreichen Gruppe unterwegs, bis er beschloss, eine Karriere als Prediger zu beginnen. Die war allerings nur sehr kurz.
Sam Cooke hatte inzwischen als „Nebenprodukt“ seiner Solokarriere mit Sar ein eigenes Plattenlabel gegründet und engagierte Taylor, um aus ihm einen Star zu machen. Mit „Rome Wasn’t Built In A Day“ hatte er auch 1962 einen Hit. Doch nachdem Cooke am 11. Dezember 1964 von einer Motelmanagerin erschossen worden war, ging das Label Sar ein und Taylors Karriere ging erstmal bergab.
1966 unterschrieb er aber bei Stax in Memphis einen neuen Plattenvertrag und nahm dort zunächst vor allem bluesige Titel wie „I‘ ve Got To Love Somebody’s Baby“ auf. Nach dem Tod von Otis Redding versuchte Stax aus Taylor seinen Nachfolger im Bereich des rhythmischen Soul zu machen. Ergebnis waren Hits wie „Who’s Making Love“, den Taylor wegen der offenen sexuellen Anzüglichkeiten eigentlich gar nicht singen wollte. In der Zeit folgte Hit auf Hit – letztlich wurde Taylor zu einem der Topseller des Memphiser Labels. Doch nicht nur die Zeit des klassischen Soul ging Anfang der 70er vorerst zu Ende, auch Stax selbst musste Konkurs anmelden.
Es begann die Disco-Ära – und Taylor hatte mit „Disco Lady“ 1975 einen Megahit. Doch als Disco-Musiker konnte man ihn auf Dauer nicht verkaufen. So kam der nächste Karriereknick. 1984 landete Taylor schließllich beim Label Malaco, wo er endlich wieder die Musik aufnehmen konnte, die im wirklich am Herzen lag: Soul, Blues und ein wenig Funk. In die Hitparaden kam er in Europa damit nicht mehr, doch verkaufte er genug Platten, um seine Karriere bis zu seinem Tod durch Herzinfarkt am 31. Mai 2000 fortsetzen zu können.