Ein Hornissennest ist wirklich nicht angenehm, wenn man hineingreift oder ihm versehentlich zu nahe kommt. Bei Joe Louis Walker wird das Hornissennest zu einem Bild einer von Eifersucht zerstörten Liebesbeziehung. Und seine Gitarre singt nicht, sie schreit die Qualen förmlich heraus zu bombastischen Rhythmen und treibenden Bläsern. Joe Louis Walker setzt mit dem Titelsong ungefähr dort fort, wo er mit seinem letzten Album „Hellfire“ 2012 aufgehört hatte.
 

Mit „Hellfire“ und der längs überfälligen Aufnahme in die Blues Hall of Fame gelang es Joe Louis Walker endlich, den Status als ewiger Kritikerliebling und Geheimtipp loszuwerden. Endlich nahm man den Gitarristen wahr als das, was er seit Jahren schon ist: einer der innovativsten und kreativsten Gitarristen, die die Bluesszene zur Zeit kennt.

„Hornet‘s Nest“ wurde wieder in Nashville aufgenommen mit Produzent/Songwriter Tam Hambridge und der gleichen Studioband wie der Vorgänger. Und wie der knallt auch dieses Album von der ersten Note an voll rein. Nicht nur der Titelsong sondern auch die anderen elf Songs spielen auf allerhöchstem Niveau. Mal werden sie etwas poppiger wie „All I Wanted To Do“, mal wird ein wenig dem Swamp Blues gehuldigt („As The Sun Goes Down“). Mit dem von Tom Hambridge geschriebenen „Ramblin Soul“ macht Walker deutlich, wie seiner Meinung nach Bluesrock zu klingen hat – absolut wunderbare Nummer! Und bei „Don‘t Let Go“ lässt er sowohl den Rockabilly des Originals von Carl Perkins anklingen als auch die Soulvarianten, die später Roy Hamilton und Isaac Hayes abgeliefert haben.

Immer wieder haben sich Bluesmusiker wie Walker den Songs der Rolling Stones angenommen. Diesmal musste „Ride On, Baby“ sich die Taufe im Mississippi gefallen lassen. Wobei: eigentlich bringt Walker die jugendliche Unbekümmertheit dieses Klassikers ziemlich unverstellt rüber, so dass selbst Die-Hard-Fans der Briten sich nicht beschweren dürften.

„Hornet‘s Nest“ ist kurz gesagt ein großartiges Bluesalbum zwischen rockigen und souligen Klängen. Und Joe Louis Walker ist noch immer der einzige ernstzunehmende Konkurrent, den Buddy Guy heutzutage hat. (Alligator/in-akustik).