Man bezeichnet Jean-Paul Bourelly als Hedrix des 21. Jahrhunderts. Denn der amerikanische Gitarrist spielt die E-Gitarre in einer Intensität, die unwillkürlich an das Vorbild erinnert. Doch gleichzeitig integriert er in seine Musik auch das Erbe des Jazz und Funk, von Afrika und der Karibik.
Es ist ein warmer Sommerabend. In der Klosterruine Eldena haben sich die üblichen Jazzfans versammelt. Doch was dann zu später Stunde an ihre Ohren dringt, hat so gar nichts mit dem Free- oder Modern-Jazz zu tun, den sie bei diesem Festival gewöhnt sind. Jean-Paul Bourelly & Three Kings präsentieren eine Musik, die mindestens genausoviel mit Jazz zu tun hat wie mit Rock und Blues, mit afrikanischen Rhythmen und mit Voodoo-Anklängen der Karibik. Der Sänger und Gitarrist aus Chicago spielt dabei eine Gitarre, die schreit und klagt, die schneidende Läufe und eindringliche Soundwände errichtet. So könnte sich Blues des 21. Jahrhunderts anhören.
Bourelli, geboren am 23. November 1960 in Chicago, wuchs mit der Musik von Muddy Waters ebenso auf wie mit der von Carlos Santana. Einer seiner ersten Musikeindrücke soll eine Aufnahme der „Band of Gypsys“ von Jimi Hendrix gewesen sein. Doch auch die Musik der Karibik, speziell die Haitis, hatte durch sein Elternhaus einen großen Einfluss auf ihn.
Mit 19 Jahren zog er nach New York, wo er bald mit führenden Jazzmusikern wie dem Schlagzeuger Elvin Jones oder dem Saxophonisten Pharoah Sanders zusammen spielte. Auch mit der damals noch jungen Sängerin Cassandra Wilson spielte er auf der Bühne und im Studio zusammen. Und er wurde zur Aufnahme von Miles Davis Album „Amandla“ als Gitarrist und Percussionist eingeladen. Doch ließ sich der Gitarrist nie auf den Jazz allein reduzieren. Ebenso spielte er im Umfeld der von Gitarrist Vernon Reid (Living Colour) begründeten Black Rock Coalition. Selbst mit Rod Steward und Jack Bruce stand er bald gemeinsam im Studio. Bourelly selbst hält die Einordnung, ob er nun eher ein Jazz/Funk-Gitarrist oder ein Erneuerer von Blues und Rock ist, für nebensächlich.
Und so sind es auch die verschiedensten Projekte, die immer neue Zielrichtungen seiner Musik offenbaren. Da sind Gruppen, wo er mit ähnlichen Gitarristen wie Marc Ribot, Vernon Reid oder Elliot Sharp zusammenspielt. Oder er erkundet mit afrikanischen Musikern in seiner 1996 gegründeten Band African Boom Bop die Schnittmengen zwischen Blues, Funk und der Musik der Griots von Nordafrika. Die Begegnung mit den Musiktraditionen Marokkos führt zu einer Änderung in seinem Gitarrenspiel: die Harmonik enthält jetzt jede Menge afrikanischer Harmonieformen und verwendet auch Vierteltonabstände. Mit der Band Ayibobo widmet er sich ab Anfang des 21. Jahrhunderts verstärkt der haitianischen Voudou-Musik mit ihren faszinierenden Rhythmen. Und mit seinen 3 Kings zelebriert er seine Kreuzung zwischen Bluesrock und Jazzfunk.