Joao Bosco (Foto: Divulgação)Am vergangenen Wochende fanden in der Klosterruine Eldena die XXXI. Eldenaer Jazz Evenings statt. Wiedereinmal lockte das Kulturamt Greifswald mit einem Programm, das auf der einen Seite junge Jazzmusiker vorstellt, und doch mit bekannten Namen nicht geizt.

Der Freitag Abend stand ganz im Zeichen der „Young Generation“.

Den Auftakt machte das junge OLD YORK TRIO, bestehend aus Jonas Ganzemüller(sax), Jakob Rheinländer (bass) und Borislav „Bobby“ Petrov (dr). Die in New York bzw. Amsterdam lebenden Musiker beeindruckten mit eigenen Kompositionen, in denen aber immer ein Hauch Tradition zu finden war, und zeigten, dass alle drei bereits über eine ausgeprägte musikalische Identität verfügen.

Im Anschluss präsentierte das Schweizer MARC PERRENOUD TRIO sowohl Standards als auch Eigenkompositionen. Der Pianist Marc Perrenoud verstand es, bekannte Songs wie „Autumn Leaves“ oder Miles Davis‘  „Solar“ zu geschickt zu verschleiern, dass nur dem geübten Hörer klar wurde, was er da gerade hört. Allerdings war das Trio, weiterhin bestehend aus Marco Müller am Kontrabass und Cyril Regamey am Schlagzeug, nicht in der Lage, einen wirklich eigenen Bandsound zu kreieren. Leider klang alles zu sehr nach dem unnereichbaren „Esbjörn Svensson Trio“.

Die letzte Band am Freitag Abend hatte nun die Aufgabe, die durchgefrorenen Zuhörer bei Laune zu halten. Dies gelang RUSCONI auf unglaubiche Art und Weise. Das Schweizer Trio um den Pianisten Stefan Rusconi spielte die Musik der New Yorker Noise-Rock Band „Sonic Youth“. Interessant ,wie alle Spieler dieses Trios in der Lage waren, den Sound ihrer Instrumente zu abstrahieren, zu singen und die rund 130 Zuhörer zum Gröhlen zu verführen. Alles in allem war der Gewinner des „ECHO JAZZ 2011“ mit seinen Kollegen Fabian Gisler (bass) und Claudio Strüby (Drums) das Highlight des ersten Festivalabends.

Nach langem Bangen, ob Petrus dem Greifswalder Jazzpublikum gnädig bleibt, betrat dann am Samstag Abend die NDR BIGBAND die Bühne in der Klosterruine. Dieses Jahr hatten sie einen besonderen Gast im Gepäck, den brasilianischen Sänger JOAO BOSCO. Wie so oft waren alle Musiker in bester Spiellaune, und hatten sichtlich ihren Spass an der Musik des 65-Jährigen Ausnahmemusikers. Sehr Abwechslungsreiche Arrangements von Wolf Kerschek und Steve Gray brachten die „Musica Popular Brasileira“ in einen Jazzkontext, in dem auch die Solisten der NDR BIG BAND glänzen konnten. Bei dem bekannten Standard „Desafinado“ ließ sich dann sogar kurz die Sonne blicken. Neben João Bosco saß ein weiterer Gast in der Band, der Schlagzeuger Kiko Freitas, der einerseits mit seiner unaufdringlichem, aber stets punktgenauer Rhythmusarbeit als auch im Solo-Battle mit dem Percussionisten Mario Doctor glänzte.

Nachdem die Band die Bühne verlassen hatte, wurde es unangenehm. Plötzlich begann es stark zu regnen. Dies jedoch schreckte die Formation ORNETTE ETC nicht davon ab, dem Pionier des FreeJazz zu huldigen. Uschic Brüning (voc), Ernst- Ludwig Petrowsky (reeds), Jeanfrancoise Prins(git) und Michael Griener (Drums) taten, was sie wohl am besten können —  freien Jazz spielen, unnötig zu erwähnen, dass alle vier auf höchstem Niveau musizierten. Dabei überraschte ein wenig, dass man doch klar und deutlich melodische Themen und Strukturen erkennen konnte. So wurden alle die, die das Festival nicht verliessen, sehr reich belohnt.

Den Abschluss der diesjährigen Jazz Evenings besorgte dann CELINE RUDOLPH. Die BerlinerVokalistin hatte eine frische Band und französische Chansons im Gepäck. Diese Lieder erschienen jedoch im Lateinamerikanischen Gewand, womit  die Sängerin ihrer Linie und musikalischen Heimat verbunden blieb.

Positiv zu erwähnen ist, dass sämtliche Künstler sich in der Ruine sehr wohl fühlten, und den Eindruck teilten, auf „einem der entspanntesten Festivals Deutschlands“ zu sein. Nun bleibt nur noch zu sagen, dass das die Eldenaer Jazz Evenings musikalisch ein großer Erfolg waren. Leider war die Klosterruine zu keinem Zeitpunkt wirklich prall gefüllt, aber vielleicht kann man diese Tatsache auf das Wetter beziehen.
Wertes Kulturamt Greifswald, bitte weiter so!!!