Beim Blues Caravan 2016 war die finnische Sängerin und Songschreiberin die große Überraschung. Mit ihren 19 Jahren war sie erst kurz zuvor mit der Teilnahme an der European Blues Challenge international hervorgetreten. Ihr 2016 bei Ruf Records veröffentlichtes Solodebüt ist ein Pflichtkauf für jeden, der klassischen Soulblues mag und beim Blues notfalls auch auf prägende Gitarren verzichten kann.
Manchmal können Casting Shows wirklich Gutes bewirken. Mit 15 Jahren nahm Ina Forsman an The Voice of Finland teil. Zwar schied sie schon in der ersten Runde aus. Doch die junge Sängerin, die schon früh die Liebe zum Soul entdeckt hatte, wurde vom Harpspieler Helge Tallqvist in seine Band eingeladen. Und von ihm lernte sie dann alles über den Blues und bekam auch die Chance auf einem Album der Band mitzusingen.
Wer auf ihrem Solodebüt jetzt allerdings klassischen Blues mit Gitarren und Harps erwartet, wird rasch eines Besseren belehrt: Im Zentrum stehen neben der umwerfenden Stimme Forsmans Bläser und Keyboards. Statt altbekannter Bluesriffs zu zitieren orientieren sich die Songs oft am klassischen Soul und Pop.
Der Opener „Hanging Loose“ etwa verbreitet New Orleans Flair. Das trunken fröhliche Bubbly Kisses mit seinem Piano könnte auch schon in den 40er Jahren in einem verräucherten Club entstanden sein. Obwohl das Loblied auf betrunkenen Sex so absolut fern jeder Prüderie ist, dass man damals einen Skandal verursacht hätte. Nur bei Farewell und „Talk To Me“ ertönt die Bluesharp – normalerweise hört man die kaum auf Scheiben von Ruf Records. Tellqvist zählt zu den Musikern, die Forsman bei den Aufnahmen in Austin, Texas, begleiteten. Dazu gehören auch noch die famose Laura Chavez mit ihrer Gitarre, die berühmten Texas Horns und zahllose andere.
Ein umwerfendes Debüt einer fantastischen Sängerin, von der man in den nächsten Jahren hoffentlich noch viel mehr hören wird. Auf jeden Fall darf man gespannt sein: auf der Homepage teilt Forsman mit, dass sie in ihrer Band mittlerweile ganz auf Gitarren verzichtet.