CoverWo soll man das nun wieder hinsortieren? Kategorie "Singende Schauspieler" mit ihren bemerkenswerten Katastrophen? Oder doch in die Ecke: Alte Männer entdecken den Blues (neu)? Am besten ist, man hört sich Hugh Laurie's Bluesplatte "Let Them Talk" einfach an und freut sich über eine äußerst angenehme Blues-Stunde.

Nein, er sei nicht in Alabama in den 1890ern geboren, erzählt Hugh Laurie auf seiner Webseite. Auch habe er niemals ein Feld gepachtet, keine Gypsy Woman habe bei seiner Geburt etwas geweissagt. Und seines Wissens habe er auch keinen Höllenhund, der ihn hetzt. Statt dessen solle man "Let Them Talk" hören als die Reise eines Mittelklasse-Engländers durch die Musik und die Mythen der amerikanischen Südstaaten. Und das ist schon mal nicht die schlechteste Annäherung an eine so kaum erwartete Bluesplatte.

Denn was Schauspieler Hugh Laurie an Klavier und Gesangsmikrophon hier anbietet, ist eine besonnen groovende Mixtur aus Klassikern des Blues, Gospel und Rhythm & Blues mit einem ständig wahrnehmbaren New-Orleans-Feeling. Das liegt natürlich am Arrangeur Allan Toussaint und an Gästen wie Irma Thomas und Dr. John. Und er liefert eine Auswahl an Songs, die zum größten Teil nicht zu den schon totgespielten Klassikern gehören (ok, vielleicht mit der Ausnahme von "St. James Infirmary" und "Joshua Fit The Battle of Jericho"). Das geht von einer besinnlichen Version von Swanee River über J.B. Lenoirs "The Whale Has Swallowed Me" bis hin zu  "Baby, Please Make a Change" (Laurie im Duett mit Tom Jones!) und "After You've Gone" (gemeinsam mit Dr. John).

Laurie ist ein äußerst angenehmer und niemals aufdringlicher Sänger. Und sein Klavierspiel könnte man schon fast elegant nennenauch wenn das nicht unbedingt ein Qualitätskriterium für Bluesmusiker ist. Insgesamt ist "Let Them Talk" unterhaltsamer und wesentlich weniger zynisch als eine Staffel von Dr. House. (Ok, jetzt hab ich die Serie doch genannt, Mist!).